Proseminare und Seminare Wintersemester 2020/21

Hinweis: Die Zugehörigkeit der Lehrveranstaltungen zu den einzelnen Modulen des B.A.-Studiengangs Komparatistik/Europäische Literatur, des M.A.-Studiengangs Komparatistik und des M.A.-Studiengangs Weltliteratur ist durch Kurztitel der Module nach den Lehrveranstaltungstitel angegeben.

Wintersemester 2020/21

Ob und in welchem Ausmaß die Lehrveranstaltungen des Wintersemesters 2020/21 in Präsenz oder digital stattfinden, ist im Moment noch nicht abzusehen.

PROSEMINARE

PrS Einführung in die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (BA Modul Einführung)

M. Wiesmann

2-std., Do, 14 – 16 Uhr, SB II 03-144

Beginn: 5. November 2020

Die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft bildet die theoretische und methodologische Grundlage für das Studium der europäischen Literatur. Das Seminar bietet eine Einführung in die für dieses Studium grundlegenden Fragestellungen und Themengebiete. Hierzu gehören u.a. Grundlagen der Textanalyse und des Vergleichs, die Unterscheidung literarischer Gattungen, die Erforschung der Beziehungen zwischen Texten (Intertextualität) sowie Übersetzungsvergleich und Übersetzungstheorie. In diesen Untersuchungsgebieten werden anhand der Lektüre und Untersuchung ausgewählter Textbeispiele aus der europäischen Literatur Grundkenntnisse vermittelt, die im Laufe des Studiums vertieft werden.

 

PrS Einführung in literaturwissenschaftliches Arbeiten (BA Modul Einführung)

Philipp Jakob

2-std., Mo, 12 – 14 Uhr, BKM SR 07

Beginn: 2. November 2020

Im Seminar werden grundlegende Kenntnisse zum „Handwerkszeug“ der Literaturwissenschaft vermittelt. Hierzu gehören: Aufbau und Funktion unterschiedlicher Editionen von literarischen Texten, Umgang mit Nachschlagewerken und Handbüchern, Auffinden (Bibliographieren) und Verwenden (Zitieren) von wissenschaftlicher Literatur zu einem Thema, Einführung in wissenschaftliche und literarische Zeitschriften, Einführung in die schriftliche (Hausarbeit) und mündliche (Referat) Präsentation der Ergebnisse literaturwissenschaftlicher Untersuchungen. Die gesamten Themenbereiche werden am Beispiel klassischer Texte der europäischen Literatur erarbeitet und konkretisiert.

 

PrS Grundbegriffe der Textanalyse (BA Modul Grundbegriffe)  

J. Heß

2-std., Di, 12 – 14 Uhr, P 3

Beginn: 3. November 2020

Die Grundlage jeder wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Literatur ist die Analyse literarischer Texte. Unterschiedliche Gattungen erfordern dabei spezifische, auf die jeweilige Textsorte abgestimmte Instrumentarien. In der Literaturwissenschaft wurden für die drei Großgattungen Lyrik, Drama, Erzählen jeweils eigene Analyse- und Beschreibungskategorien entwickelt. Im Seminar wird ein Überblick über die unterschiedlichen Beschreibungskategorien für die Analyse von lyrischen, dramatischen und erzählenden Texten in vergleichender Perspektive am Beispiel klassischer Texte der europäischen Literatur erarbeitet.

 

PrS Literaturwissenschaftliche Modelle und Methoden (BA Modul Grundbegriffe)  

A. Zehler

2-std., Mo, 10 – 12 Uhr, SB II 03-436

Beginn: 2. November 2020

Literarische Texte können nach verschiedenen theoretischen Vorgaben und Methoden interpretiert und eingeordnet werden. Diese literaturwissenschaftlichen Methoden und ihr theoretischer Hintergrund (bspw. Hermeneutik, Rezeptionsästhetik, Formalismus, Psychoanalyse, Strukturalismus, Poststrukturalismus, Marxismus, Gender Studies, usw.) sollen im Seminar eingehend behandelt, erprobt und diskutiert werden. Dies geschieht anhand ausgewählter literarischer Beispieltexte, die von verschiedenen Theoretikern mit unterschiedlichen Methoden untersucht und interpretiert wurden. Ziel des Seminars ist eine gute Kenntnis der verschiedenen Untersuchungsmodelle sowie die Fähigkeit, ihre Anwendbarkeit kritisch einschätzen zu können.

 

PrS Internationalität (Lektürekurs) (Modul Internationalität)

F. Zipfel

2-std., Di, 16 – 18 Uhr, SB II 02-146

Beginn: 3. November 2020

Zum Studium der Komparatistik gehört eine möglichst breite Kenntnis der europäischen Weltliteratur, insbesondere ihrer kanonischen Texte. Ziel des Lektürekurses ist es, solche Klassiker der europäischen Weltliteratur intensiv zu lesen und sie insbesondere im Hinblick auf ihre intertextuellen Bezüge und Wirkungen zu diskutieren. Im Mittelpunkt stehen einige ausgewählte Werke sämtlicher Gattungen und Epochen, die der Mainzer Leseliste für Komparatisten und Komparatistinnen entnommen wurden (vgl. Dieter Lamping; Frank Zipfel: Was sollen Komparatisten lesen?).
Folgende Texte werden in chronologischer Reihenfolge behandelt:
• Ovid: Metamorphosen;
• Shakespeare: Twelfth Night or What you Will;
• Tirso de Molina: El burlador di Sevilla (Don Juan);
• Jean Racine: Phèdre (Phädra);
• C. Goldoni: Il servitore di due padroni (Der Diener zweier Herren);
• Emily Brontë: Wuthering Heights (Sturmhöhe)
• Gustave Flaubert: Madame Bovary;
• H. Ibsen: Die Wildente;
• Anton Tschechow: Višnëvyj sad (Der Kirschgarten);
• V. Woolf: Orlando;
• S. Beckett: En attendant Godot (Warten auf Godot)
Da während des (verkürzten) Semesters die Zeit für die Lektüre längerer Texte knapp werden kann, sollten diese (zum Teil) bereits in den Semesterferien gelesen werden, vor allem Ovid, nach Möglichkeit auch Brontë, Flaubert und Woolf.

 

SEMINARE

S Feminismus und Literatur (BA Modul Internationalität)

M. Kopf

2-std., Di, 14 – 16 Uhr, P 101

Beginn: 3. November 2020

Ob Margarete Stokowskis Bestseller Untenrum frei (2016), ihre Kolumnen aus SPIEGEL ONLINE und taz (Die letzten Tage des Patriarchats (2018)), Meg Wolitzers The Female Persuasion (2018) – als das Buch zur #MeToo-Bewegung gepriesen – oder Chimamanda Ngozi Adichies Americanah (2013) und ihr A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions (2017): Neuere feministische Bücher sind facettenreich und demonstrieren eine zunehmende Popularisierung feministischer Diskurse. Das Seminar führt in verschiedene feministische Theorien ein, bietet einen historischen Überblick zur Entwicklung des Feminismus und feministischer Literatur, um dann einen Blick auf diese neuere feministische Literatur und Manifeste zu werfen.

 

S Experimentelle Literatur (BA Modul Internationalität)

J. Heß

2-std., Do, 16 – 18 Uhr, P 101

Beginn: 5. November 2020

Unter experimenteller Literatur können zunächst zwei verschiedene Dinge verstanden werden. Zum einen kann damit gemeint sein, dass ein literarisches Werk in seiner Machart Analogien zu einem wissenschaftlichen Experiment aufweist, zum anderen kann darunter aber auch verstanden werden, dass das Werk ‚ungewohnte‘ literarische Verfahren aufweist. Diese zweite Gruppe von Texten soll im Rahmen des Seminars eingehender betrachtet werden.
Dabei stellt sich nicht nur die Frage danach, wann mit Blick auf ein einzelnes Werk überhaupt davon gesprochen werden kann, dass es sich um experimentelle Literatur handelt. Es ist auch zu fragen, auf welcher Grundlage diese Zuschreibung überhaupt stattfindet und inwiefern sie von Dauer ist bzw. sein kann.
Dazu sollen einige (insbesondere jüngere) Texte unterschiedlicher Gattungen von internationalen Autor*innen eingehender betrachtet werden.
Lektüre-Empfehlung zum Einstieg:
Jäger, Georg: Experimentell. In: Fricke, Harald u.a. (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Neubearbeitung des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte. Bd. 1: A-G. Berlin, New York 2007. S. 546-548.

 

S Seminar zu historischen und theoretischen Aspekten der Literaturvermittlung (BA Modul Literaturvermittlung)

M. Kopf

2-std., Mo, 16 – 18 Uhr, P 107

Beginn: 2. November 2020

S. Seiler

2-std., Fr 10 – 12, P 101

Beginn: 6. November 2020

Das Seminar führt in die Theorie, Geschichte und Gegenwart der Literaturkritik ein und bereitet auf das praktische Seminar im Sommersemester vor. Dabei sollen einerseits zentrale Begriffe wie 'Kritik'
oder 'Rezension' geklärt sowie auf die spezielle Rolle des literaturkritischen Essays eingegangen werden. Andererseits soll eine breite Auswahl an literaturkritischen Texten gelesen und analysiert werden, vom 18. Jahrhundert bis hin zu Sonderfällen wie etwa User-Rezensionen aus dem Internet.

 

S Seuchen, Epidemien, Pandemien in der Literatur (MA Modul Intertextualität und Vertiefung)

F. Zipfel

2-std., Do, 16 – 18 Uhr, P 103

Beginn: 5. November 2020

Die Verbreitung von Covid-19 und der Umgang damit prägt im Moment einen großen Teil des gesellschaftlichen Lebens, stellt die globalisierte Welt vor neue Herausforderungen und führt wohl für jeden Einzelnen zu ungewohnten Erfahrungen. Gefährliche ansteckende Krankheiten, die sich epidemisch oder pandemisch ausbreiten, wie z.B. Pest, Pocken, Polyiomelitis, spanische Grippe, Cholera, AIDS gehören jedoch seit jeher zur Geschichte der Menschheit. Als Momente existentieller Bedrohung oder Infragestellung des Menschen haben solche früher oft als Seuchen bezeichneten Epi-/Pandemien immer wieder Eingang in die Literatur und andere Künste gefunden haben, von Sophokles' König Oedipus, dessen Hintergrund ein Pestausbruch ist, bis hin zu den Killerviren neuerer Science-Fiction-Produktionen.
Ziel des Seminars ist die vergleichende Analyse der künstlerischen Darstellung von epidemischen Krankheitsausbrüchen sowie die Untersuchung der Funktionen, die solche Darstellung in künstlerischen Kontexten erfüllen sollen. Dabei stellt sich auch die Frage, ob und wenn ja welche Einsichten über das Wesen einer Epi-/Pandemie und den Umgang damit durch die künstlerischen Werke vermittelt werden können. Neben den mehr oder weniger klassischen Texten der folgenden Liste, sollen auch Filme und bereits vorhandene Texte über die derzeitige Corona-Pandemie behandelt werden.
Vorgesehen ist die Diskussion von
• Daniel Defoe: A Journal of the Plague Year (1722)
• Thomas Mann: Der Tod in Venedig (1911)
• Albert Camus: La peste (1947, Die Pest)
• Hervé Guibert: À l’ami qui ne m’a pas sauvé la vie (1990, Dem Freund, der mir das Leben
nicht gerettet hat)
• Tony Kushner: Angels in America (1991/1993)
• Jean Marie Gustave Le Clézio: La quarantaine (1995, Ein Ort fernab der Welt)
• José Saramago: Ensayo sobre la ceguera (1995; Die Stadt der Blinden)
• Margret Atwood: Oryx and Clarke (2003)
• Philip Roth: Nemesis (2010).

 

S Literatur und Nation (MA Modul Intertextualität und Vertiefung)

W. Eckel

2-std., Di, 16 – 18 Uhr, SB II 04-432

Beginn: 3. November 2020

Die enge Verknüpfung zwischen Literatur und Nation reflektiert sich am deutlichsten in der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Idee der Nationalliteratur. Diese meint im emphatischen Sinn nicht einfach die Summe der von den Autoren einer Nation zufällig hervorgebrachten literarischen Werke, sondern die Literatur, in der und durch die eine Nation allererst zu sich selbst findet, d.h. sich als Nation im Unterschied zu anderen Nationen bewusst wird und ihrer Identität versichert. In dieser Idee der Literatur als eines Mediums der Nation, ohne das diese nicht eigentlich sein kann, ist die Vorstellung eines Dichtens in der Nationalsprache, die zugleich Muttersprache des Autors ist, ebenso impliziert wie die die Vorstellung national relevanter Themen und Geschichten (Gründungsmythen, historische Ereignisse u.a.).
Mit einem besonderen Blick auf die Verhältnisse in Frankreich und Deutschland im 19. Jahrhundert fragt das Seminar einerseits nach den Beiträgen der Literatur zur Herausbildung der Nation als einer „imagined community“ (Benedikt Anderson), andererseits nach den Bemühungen der national engagierten Literaturgeschichtsschreibung um die Konstruktion eines nationalen Kanons von Autoren und Werken. Dabei soll es in vergleichender Perspektive nicht nur um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Entwicklungen in Frankreich und Deutschland gehen, sondern zugleich um die Frage, inwiefern die Entwicklungen in beiden Ländern aufeinander bezogen sind, also die Konstruktion der einen Nationalliteratur die der anderen bereits voraussetzt.
Als aufschlussreiches Beispiel können die literaturhistorischen Arbeiten Germaine de Staëls („De l’Allemagne“) und Heinrich Heines („Die Romantische Schule“ u.a.) dienen. Das genaue Semesterprogramm wird in der ersten Sitzung in Abstimmung mit den TeilnehmerInnen festgelegt.
Joseph Jurt, Sprache, Literatur und nationale Identität. Die Debatten über das Universelle und das Partikuläre in Frankreich und Deutschland, Berlin u.a. 2014 (online im Netz der Uni Mainz); Aleida Assmann, Die (De-)Konstruktion nationaler Mythen und die Rolle der Literatur, in: Corina Caduff, Reto Sorg (Hg.), Nationale Literaturen heute – ein Fantom?, Zürich 2004, S. 75-84 (online im Netz der Uni Mainz); Jacques Le Rider, ,Nationalliteratur‘. Ein Fantom in der Rumpelkammer der Literaturgeschichte, in: ebd., S. 85-101; Michel Werner, La place relative du champ littéraire dans les cultures nationales. Quelques remarques à propos de l’exemple franco-allemand, in: Michel Espagne, Michel Werner (Hg.), Philologies III, Paris 1994, S. 15-30; Homi K. Bhabha (Hg.), Nation and Narration, London 1990; Rudolf von Thadden, Aufbau nationaler Identität. Deutschland und Frankreich im Vergleich, in: Bernhard Giesen (Hg.), Nationale und kulturelle Identität. Studien zur Entwicklung des kollektiven Bewußtseins in der Neuzeit, Frankfurt a.M. 1991, S. 493-510; Winfried Woesler, Die Idee der deutschen Nationalliteratur in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in: Klaus Garber (Hg.), Nation und Literatur im Europa der Frühen Neuzeit, Tübingen 1989, S. 716-733 (online im Netz der Uni Mainz).

 

S Schreiben zwischen Kulturen: Literatur der Migration (MA Modul Interkulturalität und Vertiefung)

W. Eckel

2-std., Di, 10 – 12 Uhr, P 205

Beginn: 3. November 2020

Literatur der Migration, Migrantenliteratur, Gastarbeiterliteratur, Ausländerliteratur, Exilliteratur, Diasporaliteratur, Interkulturelle Literatur, Literatur in Bewegung, Literatur ohne festen Wohnsitz (Ottmar Ette), Transnationale/ transkulturelle Literatur (Eva Hausbacher), Neue Weltliteratur (Heidi Rösch, Elke Sturm-Trigonakis), Writing Outside the Nation (Azade Seyhan) – die Bezeichnungen sind zahlreich, um literarische Texte anzusprechen, die thematisch, strukturell und sprachlich von Erfahrungen der Migration Zeugnis ablegen und in der Regel selbst von AutorInnen stammen, die ihrerseits einen Migrationshintergrund haben. Inwiefern diese Literatur nur auf dem Umweg über die Biografie der VerfasserInnen („Migrantenliteratur“) oder auch unabhängig davon durch bestimmte Textmerkmale („Poetik der Migration“) definiert werden kann, ist strittig. Unbestritten ist, dass im Zeitalter der Globalisierung und weltweiter Wanderbewegungen, die auch die AutorInnen literarischer Texte betreffen, die Literatur der Migration (frz. littérature migrante, engl. migrant literature) eine zunehmende Bedeutung erhält.
Das Seminar möchte anhand einiger prominenter Beispiele in die Migrationsliteratur einführen. Welche besonderen Schreibweisen lassen sich beobachten? Mit Hilfe welcher Topoi und Stereotype werden Räume, Personen, kulturelle Eigentümlichkeiten usw. semantisiert, um Heimat und Fremde zu unterscheiden? Inwiefern wird das Perspektivenspiel der Texte kulturell markiert? Inwiefern werden Konstruktionen kultureller Differenz als solche kenntlich gemacht? Welche Rolle spielt offene oder verdeckte Mehrsprachigkeit?
Zur Diskussion stehen Texte von Emine Sevgi Özdamar, Yoko Tawada, Tahar Ben Jelloun, Assia Djebar, Hanif Kureishi, David Dabydeen, Zadie Smith u.a.
Sommer, Roy: Fictions of Migration. Ein Beitrag zur Theorie und Gattungstypologie des zeitgenössischen interkulturellen Romans in Großbritannien, Trier 2001; Dumontet, Danielle/ Zipfel, Frank (Hg.), Écriture Migrante/ Migrant Writing, Hildesheim 2008; Schmitz, Helmut (Hg.), Von der nationalen zur internationalen Literatur. Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration, Amsterdam 2009; Vlasta, Sandra: Contemporary Migration Literatur in German and English. A Comparative Study, Leiden, Boston 2016.

 

S Autorenfilm und filmisches Schreiben (BA Modul Vertiefung, MA Modul Intermedialität und Vertiefung)

S. Seiler

2-std., Mi, 14 – 16 Uhr, P 11

Beginn: 4. November 2020

Seit den späten 1960er Jahren ist im internationalen Kino vielerorts die Rede von Auteur, also vom autonomen Regisseur als ‚Autor‘ seiner Filme. Dem Vorbild des französischen Kinos folgen in jener Zeit – im Zuge des so genannten ‚New Hollywood‘ – auch amerikanische und deutsche Regisseure, wenn auch mit verschiedenartiger Herangehensweise an das Verständnis von Autorenschaft. Im Seminar soll nun untersucht werden, inwieweit der internationale Autorenfilm vor allem der 70er Jahre die Ästhetik der Literatur adaptiert, weiterdenkt und damit auch eine völlig neue Kinosprache entwickelt, welche der Literatur wiederum sehr viel schuldet. In einem zweiten Schritt soll dann untersucht werden, inwieweit literarische Texte (und Autor*innen) sich vom Autorenfilm in ihrem Schreiben haben inspirieren lassen. Dabei ist zu beachten, dass nicht wenige gerade deutsche Regisseure – wie Werner Herzog, Herbert Achternbusch und vor allem Alexander Kluge – sich als ‚double agents‘ im Sinne Leslie Fiedlers verstanden haben, deren Vision mehrere verschiedene künstlerische Ausdrucksformen implizierte. In vergleichenden Analysen sollen schließlich die zahlreichen Verbindungen von filmischer und literarischer Ästhetik, aber auch die entscheidenden Unterschiede zwischen den Künsten herausgearbeitet werden.

 

S  Reading and Resilience (MA Modul Vertiefung)

P. Nicklas

2-std., Di, 12 – 14 Uhr, NIC 308c Neubau, 3.523

Beginn: 4. November 2020

Reading fiction has increasingly become the object of health related research. One of the key questions is here how reading fiction adds to well-being and emo¬tio¬nal balance. In this seminar, we will be looking at a number of topics including theories of reading fiction and neuro-cognitive research into reading practices. One particularly interesting approach will be the practice of Shared Reading as it is propagated by the British National Charity, The Reader.
Literature: Josie Billington (2019): Reading and Mental Health.

 

S Literarische Zirkulation und Kulturpropaganda (MA Modul Vertiefung)

P. Zajas

2-std., Mo, 10 – 12 Uhr, digital

Beginn: 2. November 2020

Der Erste Weltkrieg war der erste moderne Krieg, in dem Propaganda eine große Rolle spielte. Diese richtete sich nicht nur auf die eigenen und feindlichen Armeen und Bevölkerungen, sondern trachtete auch, die öffentliche Meinung in den neutralen Ländern zu beeinflussen. Im deutschen Auswärtigen Amt und im diplomatischen Dienst kamen Überlegungen auf, dieser „Deutschfeindlichkeit“ auf einem subtileren Weg zu begegnen, und zwar in Form der geheim orchestrierten „Kunst- und Kulturpropaganda“, die längerfristig zu einer positiveren Haltung der deutschen Kultur gegenüber führen sollte. Eine mehr positive Stimmung suchte man durch die Förderung bilateralen Kultur- und Literaturaustausches zu verbessern. Zeitschriften-, Buch- und Verlagsprojekte wurden in Gang gesetzt, Buchhandlungen gegründet, Übersetzungen subventioniert. Dies gibt uns Anlass zur Frage, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Form das im Ersten Weltkrieg konzipierte Propagandaprogramm seine substanzielle Kontinuität in der Folgezeit hatte: in den 1920er-Jahren, aber auch im Rahmen des sogenannten Cultural Cold War in den 1950er- und 1960er-Jahren. Durch Lektüre von wissenschaftlichen Beiträgen, aber auch Zeitungsausschnitten, Denkschriften, literarischen Texten und ausgewählten Archivdokumenten nehmen Studierende Kenntnis von Akteuren, Institutionen und Netzwerken, die den Literaturtransfer im deutschsprachigen Raum gefördert, ihn aber zugleich im Dienst der Politik gestellt haben.

 

S Internationale Literaturen in Verlags- und Redaktionsarchiven. Eine literatursoziologische Einführung (MA Modul Vertiefung)

P. Zajas

2-std., Mo, 14 – 16 Uhr, digital

Beginn: 2. November 2020

Mit dem translational turn in der Kultur- und Literaturwissenschaft sind transkulturelle Kontakte, Konflikte und Austauschprozesse unter dem Vorzeichen von Übersetzungsbeziehungen in den Blick gerückt. Dies gilt vor allem für grenzüberschreitende Literaturbewegungen, die sich in der Verlagspolitik abspielen und quer zu den Nationalliteraturen verlaufen. Verlage und Zeitschriften sind Vermittler im transnationalen Literaturtransfer, ihre übersetzungspolitischen Ein- und Ausschlussstrategien werden aber nach wie vor selten zum Objekt der literaturwissenschaftlichen Forschung. Das Ziel der Lernveranstaltung ist es, Studierende mit der übersetzungssoziologischen Methodologie vertraut und auf diverse Kontexte der Produktion der Übersetzungsliteratur aufmerksam zu machen. Bekannte Begriffe und theoretische Modelle aus dem Bereich der Soziologie der literarischen Übersetzung, der Transferforschung, des literarischen Feldes etc. werden nicht nur auf ihre Validität überprüft, sondern ausgeweitet/überarbeitet/neugedacht. Einsicht in Dokumente aus bundesdeutschen Verlags- und Redaktionsarchiven (Suhrkamp, Insel, Piper, Kiepenheuer & Witsch, Merkur) ermöglicht den Studierenden, die Translationsprozesse als Form des sozialen Handelns im verlegerischen Rahmen zu verstehen.

 

S (Auswärtige) Kulturpolitik und Literaturvermittlung (MA Modul Vertiefung)

P. Zajas

2-std., Di, 10 – 12 Uhr, digital

Beginn: 3. November 2020

Die (auswärtige) Kulturpolitik galt noch bis vor kurzem als Stiefkind der Forschung. Obwohl soft power mittlerweile in der internationalen Diskussion über auswärtige Kulturpolitik zum Schlüsselbegriff avanciert und seiner Etablierung eine umfangreiche Forschungsliteratur zu den internationalen Beziehungen in den Bereichen Kultur, Bildung und Wissenschaft gefolgt ist, nehmen diese Studien vor allem sozial- und politikwissenschaftliche Sichtweisen ein. In der Literaturwissenschaft, genauer genommen der Literatursoziologie, wird die auswärtige Kulturpolitik zwar gelegentlich als relevanter Faktor erwähnt, die methodologischen Umrisse des Forschungsfeldes werden jedoch nur selten berücksichtigt. Im Rahmen der Lehrveranstaltung wird zusammen mit Studierenden über mögliche Instrumente für die Analyse des Beziehungsgefüges Literatur/Kulturpolitik nachgedacht. Wie entwickelte sich historisch die (deutsche) (auswärtige) Kulturpolitik? Was waren/sind die wichtigsten kulturpolitischen Instanzen, welche Rolle spiel(t)en sie in der Literaturvermittlung aus/nach Deutschland? Anhand welcher Dokumente und in welchen Archiven kann kulturpolitische Relevanz der Literaturvermittlung recherchiert werden? Studierende werden im Rahmen der Lehrveranstaltung zur selbstständigen Recherchearbeit ermutigt.

 

S Sozialistische Transnationalität. Weltliteraturen in der DDR (MA Modul Vertiefung)

P. Zajas

2-std., Mi, 16 – 18 Uhr, digital

Beginn: 4. November 2020

Die in der Zeit und auf dem Territorium der DDR entstandene Literatur sollte weitgehend eine primär an DDR-Bürger adressierte Literatur sein. Herausgegeben und gelesen wurde aber intensiv auch zeitgenössische Literatur anderer Länder, vor allem, aber nicht nur sozialistischer Länder. Verlage wie Volk & Welt, Aufbau, Zeitschriften wie „Sinn und Form“ haben regelmäßig Literaturen der Welt erschlossen und übersetzt. Dies gibt uns Anlass zur Frage, welche Bedeutung das Stichwort ,Weltliteratur‘ innerhalb des Literaturbetriebs und innerhalb der Kulturpolitik gespielt hat, die sich selbst der Idee einer sozialistischen Internationale verpflichtet fühlten. Nach welchen Kriterien und unter welchen kulturpolitischen und verlagsinternen Voraussetzungen wurde ausländische Literatur gesichtet und übertragen? Welche Rolle spielten die einzelnen Akteure (Verlagsleitung, Lektoren, Übersetzer, kulturpolitischen Instanzen) im Prozess des Literaturtransfers in die DDR? Welche Funktion hatte das offizielle Programm einer kulturellen Internationalisierung? Studierende lernen im Rahmen der Lernveranstaltung diverse Kontexte der Translationsprozesse in der DDR kennen. Anhand der verfügbaren Bibliographien wird die Übersetzungsdynamik erfasst, das digitalisierte Material verschafft den Studierenden Einsicht in die verlegerischen Begutachtungsprozesse der Übersetzungen. Die historiographisch definierten Inhalte werden jeweils im Hinblick auf die potenzielle Theoriebildung reflektiert.