Warum Komparatistik?

Der Mensch ist auf Literatur angewiesen – auch im 21. Jahrhundert. Allen medialen und kulturellen Wandlungen zum Trotz behauptet sie ihren Platz – als Zugang zur Welt, als Spielfeld des Geistes, als Kunst, als Bezugsgröße für andere Medien, als Korrektiv. Literatur dient dazu, unsere Welt zu verstehen und zu erweitern.

An Ländergrenzen macht Literatur niemals Halt. Schon Goethe erklärt die Poesie zum Gemeingut der Menschheit. Lange vor der Globalisierung erkennt er die Bedeutung von „Weltliteratur“: Übersetzungen, die internationale Tradierung von Mythen, Stoffen, Motiven oder die Übernahme bestimmter Gattungen bezeugen, dass Literatur seit jeher im permanenten Austausch zwischen Sprachräumen und Kulturen entsteht. Die Komparatistik beleuchtet gerade diese Verflechtungen zwischen den Literaturen. Den abstrakten Begriff der Interkulturalität füllt sie so mit Inhalt.

Komparatisten fassen den grenzüberschreitenden Charakter von Literatur ins Auge und erkennen dort Verbindendes, wo andere nur Trennendes sehen. Das bedeutet, sich auf andere Kulturen und ihre Literaturen einzulassen, sensibel zu werden für das Fremde wie für das Gemeinsame.