M.A. Komparatistik – Informationen für Studieninteressierte

 

 

 

MAINZ – Stadt des Wissens und der Medien

Mainz ist eine lebendige und weltoffene Stadt zwischen Tradition und Innovation: eine Stadt der kurzen Wege und der vielfältigen Möglichkeiten. Die nach dem Medienrevolutionär Johannes Gutenberg benannte Universität ist eine der größten Deutschlands. Der internationale Campus bietet ein reges studentisches Leben, die Lehrenden haben noch Zeit für die individuelle Betreuung der Studierenden. In Mainz und im Rhein-Main-Gebiet sind zahlreiche Verlage und Zeitungen, mehrere Theater, diverse Kulturinstitutionen (z.B. Stiftung Lesen, Literaturhäuser, Buchmesse, Bibliotheken, Akademien) und Medienhäuser (z.B. SWR, ZDF, 3SAT, arte) angesiedelt und eröffnen vielfältige Möglichkeiten für Praktika und Berufschancen.

 

MASTER KOMPARATISTIK IN MAINZ

Die Mainzer Komparatistik ist die älteste und eine der wichtigsten im deutschsprachigen Raum. Sie versteht sich als Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft: Die Allgemeine Literaturwissenschaft liefert die systematisch-theoretischen Grundlagen für die Vergleichende Literaturwissenschaft. Diese untersucht in historisch-vergleichender Perspektive die internationalen Verflechtungen zwischen literarischen Phänomenen sowie die Bezüge zwischen Literatur und anderen Kunstformen. So bezieht die Vergleichende Literaturwissenschaft ihre Begriffe aus der Allgemeinen, die Allgemeine ihre Gegenstände aus der Vergleichenden.

Beispiele für Fragestellungen der Allgemeinen Literaturwissenschaft:

  • Was ist Literatur?
  • Wie funktionieren literarische Gattungen?
  • Was ist Komik?
  • Wie ist das Verhältnis von Literatur und Wirklichkeit?
  • Kann Literatur Wissen vermitteln?
  • Wie funktioniert Erzählen in verschiedenen Medien?

Beispiele für Untersuchungen der Vergleichenden Literaturwissenschaft:

  • literarische Übersetzungen
  • die Tragödie von der Antike bis zur Gegenwart
  • internationale Tendenzen zeitgenössischer Lyrik
  • literarische Gattungen aus internationaler Perspektive
  • internationale und intermediale Verarbeitung von Stoffen und Motiven
  • Verarbeitungen literarischer Texte in anderen Künsten und Medien (z.B. in Malerei, Film, Oper)
  • Figurendarstellungen in verschiedenen Künsten
  • Selbstreflexivität in Roman, Film und Comic

Schwerpunkte des interdisziplinär angelegten Masterstudiengangs Komparatistik sind die Module Intertextualität, Intermedialität und Interkulturalität. Die Module Theorie und Interdisziplinarität laden dazu ein, sowohl fachspezifische Methoden als auch allgemeine wissenschaftliche Fähigkeiten zu vertiefen. Das Vertiefungsmodul bietet den Studierenden dabei ausreichend Freiraum, eigene Studienschwerpunkte zu setzen. Zahlreiche internationale Kooperationen ermöglichen Studienaufenthalte im Ausland. Den Masterstudiengang Komparatistik kann man darüber hinaus auch im Rahmen des Integrierten Studienprogramms Mainz/Dijon studieren und einen Doppelabschluss Master of Arts/Master Recherche Lettres modernes erwerben.

Studienaufbau

Der Studiengang besteht aus sieben Modulen. In den Modulen 1-4 werden die wichtigsten Aspekte der zeitgenössischen Komparatistik vermittelt. Das Modul 5 dient der Vermittlung von interdisziplinären Kompetenzen. Die Module 6 und 7 ermöglichen den Studierenden eine individuelle Schwerpunktbildung.

Die Auseinandersetzung mit ,Intertextualität‘ lenkt die Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Verknüpfungen zwischen literarischen Texten. Dabei werden zum einen konkrete Sinnerweiterungen eines Textes durch dessen Bezugnahme auf andere Texte erschlossen, zum anderen Formen der intertextuellen Bezugnahme (Zitat, Anspielung, Parodie, Pastiche usw.) systematisch erfasst. Zugleich nötigt die intertextuelle Betrachtung zu einer Reflexion auf Kategorien wie Autorschaft, Originalität oder literarische Anleihe, die Anschluss an aktuelle Theoriedebatten erlauben. Indem der Fokus auf Intertextualität die historische Tiefendimension von Texten freilegt, erfasst er nicht zuletzt die Bedeutung literarischer Werke für das kulturelle Gedächtnis und ermöglicht eine kritische Reflexion zur Kanonbildung.

Der ,interkulturelle‘ Aspekt von Literatur beleuchtet Fragen von kultureller Identität/Alterität, der Darstellung des Fremden, der Hybridisierung von Kulturen und der Migration als literarische wie auch kulturell-gesellschaftliche Phänomene. Interkulturelle Begegnungen und transkulturelle Verflechtungen stellen dabei wichtige Gesichtspunkte dar. Gerade vor dem Hintergrund des Globalisierungsprozesses verdient dieser Aspekt erhöhte Aufmerksamkeit. Durch weltweite Migrationsströme und einen intensivierten Austausch zwischen den Kontinenten ist die Differenz zwischen dem kulturell Eigenen und Fremden seit längerem in Bewegung geraten. Ein Ort kritischer Reflexion auf diese Entwicklung ist die Literatur.

Literatur steht in enger Beziehung und Bezugnahme, aber auch in Konkurrenz zu anderen Künsten und Medien: Der Schwerpunkt ,Intermedialität‘ trägt diesem Umstand Rechnung. In der Vergangenheit hat die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft unter dem Titel der Interarts Studies der Beziehung der Literatur zu Künsten wie Malerei, Musik, Bildhauerei eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Heute gilt das Interesse der Komparatistik verstärkt auch den neuen Medien. Untersucht werden u. a. das Verhältnis von Literatur und Film, die Zusammenhänge zwischen sprachlich verfasster Weltsicht und Bildlichkeit oder die Veränderung von Inhalten beim Wechsel von einem Medium in ein anderes. Es geht dabei um die Einsicht in die kulturgeschichtlich sich wandelnde Stellung der Literatur im Kontext der Künste und Medien und die grundsätzliche Medialität kultureller Prozesse. Beschrieben werden sich wandelnde Wirklichkeitskonstruktionen durch Medien, Phänomene medialer Selbstreferentialität sowie Bezüge der Medien untereinander.

Literaturtheoretische Fragestellungen bilden in Mainz den konzeptionellen Rahmen für die Behandlung von Themen aus dem Bereich der zuvor genannten Schwerpunkte. Das Spektrum reicht von allgemeiner Ästhetik und Poetik über Gattungstheorie bis zur Übersetzungstheorie und zur Methodologie. Der spezifischen Bedeutung von Poetizität (Jakobson) und Literarität (Genette), die sich in Mehrdeutigkeit und Bedeutungsoffenheit äußern kann, wird im Vergleich zu anderen ästhetischen und nicht-ästhetischen Phänomenen von Kultur und Lebenswelt besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die kritische Reflexion auf den Status einzelner Theorien und der souveräne Umgang mit diesen stehen im Vordergrund.

Zwei zusammen mit dem Mainzer Studium Generale erarbeitete Module (Interdisziplinarität I und II) zielen zudem darauf, die für komparatistisches Arbeiten erforderlichen interdisziplinären Kompetenzen besonders zu fördern und Interdisziplinarität als zentrales methodisches Prinzip der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft eigens zu reflektieren. Sie stellen einen integralen Bestandteil des Studiengangs dar.
Ein Vertiefungsmodul soll dem Wunsch vieler Studierender nach freier Veranstaltungswahl und Flexibilisierung des Stundenplans entgegenkommen und zugleich der individuellen Schwerpunktsetzung dienen. Gewählt werden können Veranstaltungen aus den Bereichen Intertextualität, Interkulturalität, Intermedialität und Literaturtheorie sowie Veranstaltungen aus benachbarten Disziplinen, wobei im Sinne der Schwerpunktbildung empfohlen wird, Veranstaltungen aus zwei Bereichen zu wählen.
Ein Abschlussmodul dient wesentlich dazu, die Studierenden bei der Konzeption und Durchführung der M.A.-Arbeit unterstützend zu begleiten.

Lehrveranstaltungen (Beispiele)

  • Internationale Gegenwartsliteratur
  • Der moderne Roman: Proust, Joyce, Kafka
  • Komplexe Erzählformen in Literatur und Film
  • Intertextualität als Schreiben am Mythos
  • Episodisches Erzählen in verschiedenen Medien
    Popliteratur
  • Fake News? Autorfiktionen und Mockumentaries
  • Gespenster in Literatur und Film
  • Literarische Figuren
  • Transmediale Erzähltheorie
  • Shakespeare-Adaptionen im 20. Jahrhundert
  • Literatur als Comic
  • Die Poetik des Fragments
  • Europa und das Jahr 1968
  • Metafiktionales Erzählen
  • Theorie der Komik
  • Formen der Intertextualität
  • Literatur und Fotografie

Studienvoraussetzungen

B.A. in Komparatistik bzw. Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (Kern- oder Beifach) oder B.A. in einer Fremdsprachenphilologie (Kernfach) oder B.A. in zwei Einzelphilologien unterschiedlicher Sprache oder ähnliche Abschlüsse aus dem In- und Ausland
Lektürefähigkeit in Englisch und einer weiteren modernen europäischen Fremdsprache (romanischer, slavischer oder skandinavischer Sprachkreis)

Eine Bewerbung ist möglich, sobald Sie in Ihrem Bachelorstudiengang mindestens 135 Leistungspunkte erreicht haben. Das B. A.-Zeugnis kann bis zum Ende des ersten Mastersemesters nachgereicht werden.

Studienbeginn

Der Studienbeginn ist im Wintersemester und im Sommersemester möglich.

Bewerbungsfristen

01.09. für das Wintersemester
01.03. für das Sommersemester
derzeit nicht zulassungsbeschränkt

Und nach dem Master?

Die Berufsperspektiven nach dem Abschluss des M.A. Komparatistik/Europäische Literatur sind vielfältig:

  • Verlage und Buchbranche (z.B. Lektorat, Literaturagentur),
  • (Kultur-)Journalismus (Print, Online, TV, Radio),
  • Dramaturgie (z.B. Theater oder Film),
  • internationale Kulturinstitutionen (z.B. Akademien, Stiftungen, Fortbildungseinrichtungen),
  • Öffentlichkeitsarbeit (z.B. in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft)

oder für diejenigen, die sich weiter wissenschaftlich mit Literatur und ihren Grenzüberschreitungen auseinandersetzen wollen: eine Promotion in Komparatistik