B.A. KOMPARATISTIK/EUROPÄISCHE LITERATUR: Internationale und mediale Grenzüberschreitungen

„Bisher hatte ich immer gedacht, die Bücher sprächen nur von den menschlichen und göttlichen Dingen, die sich außerhalb der Bücher befinden. Nun ging mir plötzlich auf, dass die Bücher nicht selten von anderen Büchern sprechen, ja, dass es mitunter so ist, als sprächen sie miteinander. Und im Lichte dieser neuen Erkenntnis erschien mir die Bibliothek noch unheimlicher. War sie womöglich der Ort eines langen und säkularen Gewispers, eines unhörbaren Dialogs zwischen Pergament und Pergament?“
Umberto Eco, Der Name der Rose

 

Literatur ist international. Das war immer schon so: Goethe bezieht sich auf Shakespeare, der sich wiederum Petrarca zu eigen macht; in Kafka finden sich Spuren von G. Flaubert und J. Conrad, und Kafka selbst ist u.a. in den Werken von Ingeborg Bachmann, J. M. Coetzee, Nathalie Sarraute oder Mario Vargas Llosa präsent; Virginia Woolf liest Fjodor Dostojewski und wird selbst von Gabriel Garcia Marquez rezipiert. Daneben wandern Stoffe (wie Antigone, Medea, Don Juan, Hamlet), Formen (z.B. Tragödie, Sonett, Novelle) und Strömungen (wie Symbolismus, Expressionismus oder magischer Realismus) durch die Literaturen, ohne dass nationale Grenzen sie aufhalten können. Diese Internationalität der Literatur verstärkt sich im Zeitalter der Digitalisierung und Globalisierung.

Im Gegensatz zu anderen Studiengängen (wie Germanistik, Romanistik, Anglistik), die sich auf Literatur einer Sprache oder Sprachfamilie konzentrieren, rückt die Komparatistik die internationalen Grenzüberschreitungen der Literatur ins Zentrum. Sie untersucht das Internationale in der Literatur, sie sucht Gemeinsames, wo oft nur Trennendes gesehen wird. Dadurch versucht sie, Interesse für das Fremde zu wecken und Verständnismöglichkeiten zu erarbeiten. Ihre Hauptmethode ist der Vergleich über Nationen- und Sprachgrenzen hinweg, ein Verfahren, bei dem man nicht nur die Anderen, sondern auch sich selbst besser kennen lernt. Konkret wird das in den Lehrveranstaltungen des Studiengangs sowie in der Möglichkeit, ein Auslandssemester zu absolvieren.

Literatur steht zudem in Verbindung zu anderen Kunstformen und Medien: zur Malerei (Darstellung ähnlicher Gegenstände), zum Theater (Inszenierungen von Dramen), zum Film (Literaturverfilmung), zum Comic (Bildgeschichte als Literaturform) und heute auch zu Video- und Internet-Kunst (Hyperfiction) oder zum Computerspiel. Auch diese medialen Grenzüberschreitungen des Literarischen sind Gegenstand der Komparatistik.

Eine weitere Besonderheit des Studiengangs ist der Bereich mediale Literaturvermittlung, in dem es um konkrete Berufsperspektiven geht, z. B. durch die Mitarbeit bei der an der Mainzer Komparatistik angesiedelten Online-Zeitschrift literaturkritik.de.