Publikationen

von Lehrenden des Instituts

Frank Zipfel/Sascha Seiler/Martina Kopf/Jonas Heß (Hgg.): Lyrik der Welt – Welt der Lyrik. Heidelberg 2022.

Lyrik und Lyriktheorie wurden in der Komparatistik oft vernachlässigt. Aufgrund der besonderen Sprachgebundenheit von Lyrik ist es zwar nicht selbstverständlich, sie aus einer transnationalen, sprachübergreifenden Perspektive zu untersuchen, allerdings bleiben dann wichtige Aspekte der internationalen zeitgenössischen Lyrikproduktion und der Lyriktradition unerkannt und unerforscht. Dieser Sammelband liefert einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke, indem er das komplexe Verhältnis zwischen „Lyrik“ und „Welt“ aus komparatistischer Perspektive untersucht und reflektiert.

Sascha Seiler (Hg.): Wolfgang Welt. TEXT+KRITIK 232. München 2021.

Willi Winkler nannte Wolfgang Welt (1952–2016) den "größten Erzähler des Ruhrgebiets", auch wenn der Außenseiter des Literaturbetriebs lange als Geheimtipp gehandelt wurde – bis Peter Handke dafür sorgte, dass Welts Texte im Suhrkamp Verlag erschienen.
Zunächst Anfang der 1980er Jahre Popjournalist für regionale und überregionale Magazine, galt der Bochumer aufgrund seines unverblümten Stils und seiner kompromisslosen Haltung schnell als Provokateur der Musikjournalistenszene. Nachdem eine psychische Erkrankung ihn dazu zwang, kürzer zu treten, wurde Welt hauptberuflich Nachtportier im Schauspielhaus und blieb es bis an sein Lebensende. Sein Werk umfasst neben fünf Romanen ("Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe", "Peggy Sue" und "Doris hilft" u. a.) zahlreiche kleinere Schriften: Rezensionen, Reportagen, Erzählungen, die aus dem Leben in der Zeitschriftenredaktion und dem Nachtleben berichten.
Das Heft erkundet anhand von Werkanalysen, aber auch von Gesprächen und von Berichten von Zeitgenossen Welts zentrale Rolle im Kontext der deutschen Popliteratur und stellt sein eigenwilliges Verständnis einer autofiktionalen Literatur dar, die sich durch strenge Subjektivität und regionale Bindung auszeichnet.

Dieter Lamping/Sascha Seiler (Hgg.): May your songs always be sung. Bob Dylans große Studioalben. Marburg 2021.

Der 80. Geburtstag von Bob Dylan im Mai 2021 ist ein Anlass, mit diesem Band und seinen 10 Essays einige seiner herausragenden Studioalben aus einem Zeitraum von 60 Jahren vorzustellen. Die Essays, mal mehr autobiographisch, mal mehr analytisch oder theoretisch angelegt, sind Versuche der Einordnung seiner Alben aus verschiedenen Perspektiven. Darin spiegeln sie die Vielfalt der Veröffentlichungen zu Dylans Musik wider, die längst ein Teil der Gegenwartskultur geworden ist. Der Band gibt einen Überblick über den Recording Artist Bob Dylan: einen der großen Repräsentanten populärer amerikanischer Musik und den ersten Musiker, der 2016 für seine „poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“ mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

Neben den beiden Herausgebern haben sieben andere Kenner seiner Werke Beiträge zu dem Band geschrieben: Heinrich Detering, Stefan Höppner, Manfred Orlick, André Schwarz, Walter Sehrer, Manfred Siebald und Peter Waldmann.

Dieter Lamping/Galin Tihanov (Hgg.): Vergleichende Weltliteraturen / Comparative World Literatures. DFG-Symposion 2018. Stuttgart 2019.

Das Konzept der Weltliteratur ist über die Komparatistik hinaus zu einem grundlegenden Paradigma für die Erforschung der Literatur avanciert, das sich neben dem lange herrschenden nationalen etabliert hat. Die gerade durch neue literarische Entwicklungen komplexer gewordene Logik des Begriffs ‚Weltliteratur‘ reflektiert die verschiedenen Aspekte literarischer Internationalisierung. Sie verweist auch auf theoretische Differenzen, die zugleich eine historische und kulturelle Signatur haben und die deshalb nur komparativ-differenzierend  beschrieben werden können. In diesem Sinn stellt die Pluralität der Weltliteratur als Begriff wie als Sache den Ausgangspunkt der Überlegungen des Symposions dar, die sich als in einem starken Sinn vergleichend verstehen und dabei auch über die europäische Literatur und den europäischen Kontext hinausgehen.

Maria Slavtscheva (Hg.): John Galsworthy: Das silberne Etui. Heidelberg 2019.

113 Jahre nach der Uraufführung und 110 Jahre nach der Publikation der ersten und bis dato einzigen deutschen Übertragung liegt John Galsworthys Bühnenerstling nun in einer neuen Übersetzung vor. Angefertigt wurde diese im Rahmen der von Maria Slavtscheva konzipierten und geleiteten „Interdisziplinären Werkstatt für literarische Übersetzung“, die 2018 ein innovatives Lehrformat am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien in Mainz erprobte.

‚Das silberne Etui‘, mit dem sieben Studierende des Studiengangs Komparatistik/Europäische Literatur als Nachwuchsliteraturübersetzer*innen debütieren, versteht sich als Auseinandersetzung mit Galsworthys kreativer Stilistik. Ausgehend von der Entscheidung für eine wirkungsäquivalente Übersetzung, bei der dem Sprachkolorit der Figuren besonders gedacht wird, spielt es bewusst an der Grenze zwischen Hoch- und Alltagssprache und lädt den Leser zu einer Neubegegnung mit dem Autor der Forsyte-Saga ein.

Dieter Lamping: Karl Jaspers als philosophischer Schriftsteller. Schreiben in weltbürgerlicher Absicht. Stuttgart/Weimar 2018.

Karl Jaspers gilt als ein Philosoph ohne schriftstellerischen Ehrgeiz, obwohl er der meistgelesene Philosoph der jungen Bundesrepublik war. Hannah Arendt ist die erste gewesen, die zwischen seiner Art zu schreiben und seinem weltbürgerlichen Denken eine Verbindung hergestellt hat. Diesem Hinweis geht das Buch nach, vor allem im Hinblick auf die Bücher und Aufsätze, mit denen Jaspers ein großes Publikum erreichte. Tatsächlich liegt ihnen ein eigenes schriftstellerisches Selbstverständnis zugrunde, das Jaspers andeutete, wenn er von sich als „der denkende Schriftsteller“ sprach. Der Ausdruck meint einen besonderen Autoren-Typus, nicht Dichter und nicht Gelehrter. Kennzeichnend für ihn ist eine Sprache, die in ihrer Syntax, ihrem Lexikon und ihrer Metaphorik Ausdruck eines eigenständigen, von Jaspers ‚ursprünglich‘ genannten Denkens sein sollte, auf ästhetische Gestaltung aber bewusst verzichtete. Dem Selbstverständnis des denkenden Schriftstellers liegt dabei eine Ethik zugrunde, die Jaspers in der Auseinandersetzung mit dem Typus des ‚Literaten‘ entwickelte, der ihm an Ende seines Lebens in der Kontroverse um Hannah Arendt wieder begegnete und den er schon früher besonders in Voltaire und Thomas Mann verkörpert sah.

Maria Slavtscheva: Auf der Suche nach dem Modernen. Eine komparatistische Verortung ausgewählter bulgarischer Lyriker im Kontext der europäischen Moderne. Stuttgart 2018.

(=Schriften zur Weltliteratur/Studies on World Literature; Bd. 8)

Diese Monographie leistet einen erkenntnisreichen und vielfach anschlussfähigen Beitrag zur Osterweiterung der Komparatistik, genauer zur komparatistischen Forschungsdiskussion über die moderne Lyrik, indem sie ein Desiderat füllt. Mittels ihrer doppelten Suche, nach dem und den in Bulgarien rezipierten Modernen und nach in bulgarischer Sprache geschaffenem Modernem, sei es in der Form programmatischer, theoretischer oder poetischer Texte, integriert sie eine kleine Nationalliteratur in einen größeren wissenschaftlichen Kontext. Gleichzeitig räumt sie mit historisch gewordenen Interpretationen auf und bietet eine neue Sicht auf die behandelten Autoren. Die von der Verfasserin angefertigten Übersetzungen machen den deutschsprachigen Lesern viele bis dato nicht übertragene Werke zugänglich.

Winfried Eckel/Uwe Lindemann (Hgg.): Text als Ereignis. Programme – Praktiken – Wirkungen. Berlin/Boston 2017.

Die Rede vom Ereignis enthält vielfache Konnotationen: die der Flüchtigkeit und Unwiederholbarkeit, die des Kontingenten und Überraschenden, die des Einschneidenden und Epochemachenden, auch die des Neuen und Spektakulären.
Der Sammelband fokussiert die Kategorie des Ereignishaften in der Literatur. Es werden die vielfältigen Strategien beschrieben, mit deren Hilfe Schriftsteller Ereignishaftigkeit in bzw. mit ihren Texten erzeugen, indem sie Erwartungen und/oder Strukturen unterbrechen, stören oder aufheben und zugleich den Text als ein präsentisches Geschehen inszenieren. Im Unterschied zur älteren Diskussion um den Ereignisbegriff wird die Ebene der Programme und Praktiken verstärkt in den Blick genommen.
In seiner Komplexität bietet der Ereignisbegriff für die Literaturwissenschaft ein noch ungenutztes Potential. Er erlaubt zum einen vertiefte Einblicke in das Funktionieren literarischer Evolution. Zum anderen ermöglicht er es, die in diesem Zusammenhang relevanten Modi einer auf den gegenwärtigen Augenblick bezogenen Selbstpräsentation, wie sie insbesondere moderne literarische Texte auszeichnen, angemessener zu verstehen und zu beschreiben.

Winfried Eckel/Anja Müller-Wood (Hgg.): Die Macht des Erzählens: transdisziplinäre Perspektiven. Remscheid 2017.

Die Macht des Erzählens hat viele Erscheinungsformen. Sie manifestiert sich in der Konstruktion vermeintlicher Tatsachen ebenso wie in deren Infragestellung, in der emotionalen Manipulation von Rezipienten nicht weniger als in deren Herausforderung zu selbstständiger Reflexion und Kritik. Sie manifestiert sich zudem, jenseits der Sphäre autonomer Literatur, in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen, nicht nur auf dem Feld des Politischen, sondern auch auf denen der Religion, des Rechts oder der Wissenschaft oder im Bereich alltäglicher Kommunikation und persönlicher Selbstverständigung.
Um der Vielgestaltigkeit des Phänomens Rechnung zu tragen, erproben die vorliegenden Untersuchungen unterschiedliche methodische Zugriffe: literaturwissenschaftliche ebenso wie linguistische, kulturwissenschaftlich oder soziologisch inspirierte ebenso wie solche, die Anleihen bei den Kognitionswissenschaften, der Evolutionsbiologie und -psychologie oder der Hirnforschung machen. Sie gehen den Ursachen von Erzählmacht in der Natur des Erzählens selbst nach, analysieren gesellschaftliche Kontexte, in denen Erzählmacht je unterschiedlich instrumentalisiert wird, und demonstrieren schließlich die wirklichkeitsmodellierende und rezipientensteuernde Macht des Erzählens in einer Reihe literaturwissenschaftlicher Fallstudien.

Frank Zipfel (Hg.): Fremde Ähnlichkeiten. Die "Große Wanderung" als Herausforderung der Komparatistik. Stuttgart 2017.

(=Schriften zur Weltliteratur/Studies on World Literature; Bd. 4)

Ausgehend von der These, dass Literatur im 21. Jahrhundert in vielfacher Weise durch das Phänomen der Wanderung geprägt ist (von der Thematisierung von Migration bis zur beschleunigten ‚Wanderung‘ von Texten über Sprach- und Nationalgrenzen hinweg) stellt der aus einer internationalen Tagung an der Universität Mainz hervorgegangene Band die Frage, wie die Komparatistik auf die zügig sich verändernde literarische Welt reagieren soll. Das aus der Übersetzungstheorie Schleiermachers entlehnte, jedoch neu akzentuierte Konzept der „fremden Ähnlichkeiten“ bietet vielfältige Möglichkeiten, Antworten auf diese Frage zu finden – sowohl auf der Ebene der literaturtheoretischen Reflexion wie auch durch den konkreten Vergleich spezifischer literarischer Texte.

Dieter Lamping (Hg.): Heinrich Böll zum 100. Geburtstag. Marburg 2017.

Heinrich Böll wäre am 21.Dezember 2017 100 Jahre alt geworden. In den 70er Jahren der bekannteste deutsche Schriftsteller, der auf der ganzen Welt gelesen wurde, ist er heute fast vergessen. Dass sein Werk dennoch nicht erledigt ist, ja einer neuen Lektüre lohnt, versuchen die Beiträge dieses Bandes nachzuweisen. Dieter Lamping geht dem nach, was Böll noch oder wieder „Gegenwärtigkeit“ verleiht: seiner Unabhängigkeit, seinen großen Themen und nicht zuletzt seiner epischen Kunst, deren oberstes Gesetz für ihn Freiheit war. Ralf Schnell beschreibt Böll in seiner Zeit und als Zeitgenossen, dessen „singuläres Lebenswerk“ den „Ehrentitel eines literarischen und zugleich historischen Dokuments“ verdient. Sascha Seiler verdeutlicht an einem Fall die über die deutsche Literatur hinausgehende Wirkung des Erzählers Bölls: auf den amerikanischen Romancier Kurt Vonnegut. Thomas Anz beschreibt die spannungsreiche „Freundschaft“ zwischen Böll und Marcel Reich-Ranicki. Herbert Hoven erläutert die Rolle, die Böll im „Deutschen Herbst“ zufiel, den er u.a. in seinem Drehbuch „Die verschobene Antigone“ reflektierte

Dieter Lamping: Kafka und die Folgen. Stuttgart 2017.

„Ich bin Ende oder Anfang“, hat Kafka 1918 geschrieben. Wenn es eine Frage war, so ist sie entschieden, und zwar durch die Nachwelt. Kafka war ein Ende: sofern er einer Welt angehörte, die im europäischen Totalitarismus untergegangen ist, der Welt des deutschsprachigen Prager Judentums vor 1933. Kafka ist aber auch ein Anfang: eine zentrale Figur der Moderne, von einer Ausstrahlung, die weit über die Literatur hinausgeht, aber in der Literatur besonders wirksam ist. Was Kafkas Werk und besonders seine Art des Erzählens ausmacht, skizziert der Band ebenso wie seine Wirkung, vor allem auf Philosophen und Schriftsteller von Theodor W. Adorno und Hannah Arendt bis zu Peter Handke und Mario Vargas Llosa.

Dieter Lamping/Sascha Seiler (Hgg.): Bob Dylan. Sänger und Dicher. Marburg an der Lahn 2017.

Bob Dylan hat, mit 75 Jahren und nach mehr als 55 Jahren auf der Bühne, den Gipfel des Ruhms erreicht, allerdings nicht durch ein neues Album oder Buch, sondern durch die Verleihung des Literatur-Nobelpreises für 2016. Er ist der erste Musiker, dem das gelungen ist.

Wie fast alles, was mit Dylans Karriere zusammenhängt, ist auch die Entscheidung der Schwedischen Akademie umstritten. Die Ehrung war ein erneuter Anlass, das musikalische und literarische Werk Dylans zu würdigen – auf unterschiedliche Weise. Als Porträt, Interpretation, Analyse, Kritik und Kommentar unternehmen die Beiträge von Sascha Seiler, Matthias Bergert, Heinrich Detering, Thomas Anz und Dieter Lamping eine Annäherung an einen der bemerkenswertesten populären Musiker unserer Zeit, weniger abschließend als anregend zu weiterer kritischer Beschäftigung mit ihm. Ergänzt werden die Beiträge durch Porträts in Form von Scherenschnitten der Autorin und Malerin Simone Frieling.

Natalia Blum-Barth/Christine Waldschmidt (Hgg.): Celan-Referenzen
Prozesse einer Traditionsbildung in der Moderne. Göttingen 2016.

Die Beiträger eröffnen den Blick auf ein breites Spektrum in Verfahren und Funktionen der dichterischen bzw. künstlerischen Bezugnahme auf Paul Celan. Das Interesse gilt dabei der Produktivität, welche diesen Bezugnahmen für die Dynamiken der Traditionsbildung in unterschiedlichen Medien zukommt. Hierbei wird erkennbar, wie sich über die Celan-Referenzen Fragen ästhetischer Mustergültigkeit und der moralischen Verantwortung von Kunst verhandeln sowie poetologisch-legitimatorische Diskurse entfalten lassen.

Martina Kopf/Sascha Seiler (Hgg.): Komparatistische Blicke auf Lateinamerika und Europa. Heidelberg 2016.

Lateinamerika und Europa können auf eine über 500 Jahre alte gemeinsame Geschichte zurückblicken. Mit Kolumbus’ Eroberung beginnt nicht nur das „Problem des Anderen“ (Todorov), sondern auch eine literarische Beziehung zwischen der alten und der neuen Welt. Literaturwissenschaftler/innen aus Komparatistik und Romanistik gehen in diesem Sammelband den facettenreichen Beziehungen zwischen lateinamerikanischer und europäischer Literatur nach.
Der Schwerpunkt liegt vor allem auf der Weltliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts (Andrade, Baudelaire, Bolaño, Darío, Figueras, Hudson, Iparraguirre, Ocampo, Pauls, Pron, Timm, Vargas Llosa etc.) aber auch Humboldt, Bolívar und Garcilaso de la Vega rücken in den Fokus komparatistischer Blicke. In den Band wurde außerdem eine kurze Erzählung des argentinischen Autors Patricio Pron aufgenommen.

Martina Kopf: Alpinismus - Andinismus. Gebirgslandschaften in europäischer und lateinamerikanischer Literatur. Stuttgart 2016.

(=Schriften zur Weltliteratur/Studies on World Literature Bd.3)

Auch in der Weltliteratur des 20. und 21. Jahrhunderts wird der Berg zu einem besonderen Ort, der an Transgression gekoppelte Aufstieg zu einer Erkenntnisbewegung und das sowohl in den Alpen als auch in den Anden. Die komparatistisch angelegte Studie stellt sich den Herausforderungen eines interkulturellen Vergleichs und spürt den Zusammenhängen europäischer und lateinamerikanischer Literatur nach, um nicht nur kulturspezifische Charakteristika herauszuarbeiten, sondern kulturübergreifende Funktionen literarischer Gebirgslandschaften zu identifizieren. Im Mittelpunkt stehen dabei v.a. Schweizer und peruanische Autoren: M. Frisch, L. Hohl, C.-F. Ramuz sowie C. Alegría, J. M. Arguedas, M. Vargas Llosa.

Sascha Seiler: Zwischen Anwesenheit und Abwesenheit. Das Verschwinden in der Literatur der Moderne und Postmoderne. Stuttgart 2016.

(=Schriften zur Weltliteratur/Studies on World Literature Bd.2)

Diese Studie entwirft eine Typologie des Verschwindens in der Literatur und spannt dabei den Bogen von vormodernen Texten bis hin zur unmittelbaren Gegenwartsliteratur. Überall auf der Welt verschwinden Menschen: Sie werden entführt, verschleppt, heimlich ermordet; sie verlaufen sich oder gehen einfach weg. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob das Verschwinden als paradigmatisches Symptom der Moderne und Postmoderne angesehen werden kann. Untersucht werden zahlreiche literarische Texte, von Hawthorne über Poe, Borges, Auster bis hin zu Danielewski. Eine ausführliche Analyse gilt dem Werk Roberto Bolaños, der als Autor des Verschwindens schlechthin präsentiert wird.

Frank Zipfel: Kombinationsformen von Tragik und Komik im europäischen Drama des 19. und 20. Jahrhunderts. Stuttgart 2016.

(=Schriften zur Weltliteratur/Studies on World Literature Bd.1)

Die Tragikomödie, verstanden als Kombination von Tragik und Komik im Drama, ist eine von der zeitgenössischen Literaturwissenschaft relativ wenig beachtete Gattung. Dabei bietet sie ein heuristisches Modell, das oft übersehene Zusammenhänge in der europäischen Dramenproduktion von der Spätaufklärung bis zur Gegenwart erkennbar werden lässt. Diese internationalen Verbindungen werden durch eine systematische und vergleichende Beschreibung unterschiedlicher Kombinationsformen von Komik und Tragik in paradigmatischen Dramen der deutschen, französischen, italienischen und englischen Literatur offen gelegt.

Winfried Eckel: Ut musica poesis. Die Literatur der Moderne aus dem Geiste der Musik. Paderborn 2015.

Der Wechsel der literarischen Leitkunst von der Malerei zur Musik um 1800 lässt sich als poetologischer Paradigmenwechsel lesen. Für die Literatur der Moderne ist er bis heute grundlegend: Er impliziert die Verabschiedung des Mimesisdenkens und den Übergang zu einem vom Repräsentationismus befreiten Paradigma der Figuration.
Eckel zeigt, dass in der Idee einer an musikalischen Prinzipien ausgerichteten Literatur das rhetorische Konzept der »Figur« transformiert überlebt. Der Aufbau ästhetischer Ordnungen, die nicht in der Natur vorgezeichnet sind, wird befördert und in seiner Künstlichkeit reflektiert. Indem sie im Namen der Musik auf die figuralen Eigenbewegungen der Sprache setzt, behauptet moderne Literatur die Kreativität ihres Weltzugriffs. Der Band beschreibt die den Umbruch bedingenden diskursgeschichtlichen Verschiebungen und illustriert das Fortwirken des neuen Paradigmas anhand einzelner Analysen zu E.T.A. Hoffmann, P.B. Shelley, Stéphane Mallarmé, den Avantgarden und Thomas Mann.

Dieter Lamping (Hg.): Geisteswissenschaften heute. Die Sicht der Fächer. Stuttgart 2015.

Von einer Krise der Geisteswissenschaften ist die Rede, gar vom Ende des Gutenberg-Zeitalters. Dass die Wissenschaften vom Geiste im Gegenteil höchst lebendig sind, zeigt ein Blick in ihr Herz: in die Geisteswissenschaften hinein, gerade auch in diejenigen, die, da sie sich mit ›Büchern‹ beschäftigen, so gerne totgesagt werden. Führende Vertreter der Geisteswissenschaften riskieren einen tiefen Blick in die eigene Disziplin. Gut lesbar und verständlich schildern sie ihre Geschichte und ihre Gegenwart, zeigen, womit sie sich beschäftigen und wo ihr Platz in Wissenschaft und Gesellschaft ist; sie analysieren die sogenannte Krise – nicht selten auch selbstkritisch – und nicht wenige machen Vorschläge, wie ihr zu begegnen wäre. Dass dabei auch die Bologna-Reform und die mit ihr verbundenen Schlagwörter zur Sprache kommen, die die Geisteswissenschaften in besonderer Weise treffen, versteht sich beinahe von selbst, denn der Kern der Geisteswissenschaften ist eben nicht die Anwendungstauglichkeit, sondern vor allem anderen sind Geisteswissenschaftler kritische Geister, die die Gesellschaft nötiger hat denn je.

Dieter Lamping (Hg.): Meilensteine der Weltliteratur. Von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Stuttgart 2015.

Welche Werke haben die Geschichte der Literatur mitgeschrieben? Welche lohnt es sich (wieder) zu lesen? Was ist es, das sie zu ›Meilensteinen‹ macht? Der Band zeichnet die Geschichte der Weltliteratur nach, in diesem Fall die der Moderne: Er beginnt in der Zeit der Aufklärung und reicht bis in die Gegenwart. Dabei orientiert er sich an Epochen, Autoren und ihren Werken: In 127 klaren, strukturierten Porträts werden die wichtigsten Werke und ihre Autoren vorgestellt, interpretiert und in die Wirkungsgeschichte eingeordnet; den notwendigen Kontext liefern vorangestallte Einführungen zu den Epochen und Gattungen, denen die Texte angehören.

Epochen bekommen feste Konturen, Autoren ein Gesicht, Texte werden neu sichtbar – ob Literaturstudent, -Dozent oder -Liebhaber: ein wunderbarer Wegweiser für alle, die Orientierung für ihre Leselust suchen.

Carmine Chiellino/Natalia Shchyhlevska (Hgg.): Bewegte Sprache. Vom >Gastarbeiterdeutsch< zum interkulturellen Schreiben. Dresden 2014.

Unter welchen Voraussetzungen entsteht interkulturelle Literatur in Deutschland? Dieser Frage widmet sich der vorliegende Band und untersucht, wie sich der kreative Umgang mit der deutschen Sprache durch drei Autorengenerationen entwickelt hat. Die Beiträge würdigen die Sprachleistungen der jeweiligen AutorInnen und weisen zugleich durch gezielte Analysen auf wiederkehrende Grundtendenzen im Umgang mit der deutschen Sprache hin. Dabei ist besonders von Interesse, wie sich die deutsche Sprache unter dem Einfluss der Literatur interkultureller AutorInnen entwickelt und verändert. Literatur-, Sprach- und Translationswissenschaftler aus mehreren Ländern analysieren wiederkehrende Erzählstrategien und literarische Phänomene in den Werken zahlreicher AutorInnen mit unterschiedlichen Herkunftssprachen und -kulturen.

Nikolas Immer/Olaf Müller (Hgg.): Gotthold Ephraim Lessing: Das Theater des Herrn Diderot. Zweisprachige, synoptische Edition der Diderot-Übersetzung von 1760. St. Ingbert 2014.

Mit seiner Übersetzung „Das Theater des Herrn Diderot“ leistet Gotthold Ephraim Lessing einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung des deutschen bürgerlichen Trauerspiels. Denis Diderots Dramen „Der natürliche Sohn“ und „Der Hausvater“ gelten als repräsentative Muster der „tragédie domestique“, die er in seinen flankierenden Essays dramentheoretisch reflektiert. Die vorliegende textkritische Edition präsentiert die französischen Originaltexte von 1757/58 und die deutsche Übersetzung von 1760 erstmals in synoptischer Anordnung. Die parallele Darstellung ermöglicht den direkten Nachvollzug von Lessings translatorischer Leistung und lässt Besonderheiten der Übersetzung unmittelbar sichtbar werden. Darüber hinaus dokumentiert die Edition die Aufnahme und Bewertung der Übersetzung durch die deutsche Literaturkritik. Im Kommentarteil werden ein Übersetzungsvergleich, ein Stellenkommentar sowie ein Überblick über die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte geboten.

Dieter Lamping: Internationale Literatur. Göttingen 2013.

Die Einführung fokussiert in aller Kürze das zentrale Problem der Komparatistik: die Internationalität der Literatur. Beispielreich und anschaulich führt Dieter Lamping in alle Aspekte des Themas ein. Er spannt den Bogen der komparatistischen Themen von literarisch relevanten internationalen Beziehungen zwischen Autoren bis hin zu intertextuellen Bezugnahmen auf Werke anderer Nationalliteraturen. Ein Muss für alle Komparatistik-Interessierten, eine Fundgrube für LiteraturwissenschaftlerInnen, die sich mit der Internationalität von Literatur beschäftigen. Mehr anzeigen Weniger anzeigen

Dieter Lamping (in Zusammenarbeit mit Simone Frieling): Diese schöne Stadt. Goethe und Mainz – Mainz und Goethe. Bodenheim 2012.

"Wenn ich dir einmal davon erzähle, wirst du kaum glauben, daß so etwas geschehen könne." – Fassungslos muss Goethe 1793 zuschauen, wie "Kirchen, Türme, ganze Gassen und Quartiere" der einst bewunderten "schönen Stadt" Mainz zerstört werden. Nicht etwa durch fremde Truppen, sondern durch deutsche, die die französisch-besetzte Stadt zurückerobern wollen. Der von seinem Fürsten bestellte Chronist verzweifelt: "Alles was man weiß und gerade worauf es ankomme, darf man nicht sagen und da bleibts immer eine Advokaten-Arbeit."

Diese schöne Stadt beschreibt das sich wandelnde Mainz-Bild Goethes, aber auch die Mainzer Goethe-Verehrung und -Rezeption.

Tobias Gunst: "Die Ausformung eines europäischen Bewusstseins". Anfänge der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Universität Mainz. Stuttgart 2012.

(=Beiträge zur Geschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Neue Folge Bd. 12)

Tobias Gunst zeichnet die spannende Anfangsgeschichte der Komparatistik in Mainz und Deutschland nach. Dabei wird deutlich, dass die Vergleichende Literaturwissenschaft seit ihren Anfängen eine supranationale Wissenschaft ist, die durch ihren spezifischen Beitrag zur „Ausformung eines europäischen Bewusstseins“ eine kulturpolitische Bedeutung erhält.

Thorsten Schüller/Sascha Seiler (Hgg.): Hidden Tracks. Das Verborgene, Vergessene und Verschwundene in der Popmusik. Würzburg 2012.

Das Verborgene, Vergessene und Verschwundene ist in ein im Kontext der Popmusik bislang selten untersuchtes Thema, wenngleich gerade in einer ästhetischen Spielart wie dem Pop, dessen primäre Rezeptionskanäle letztlich im Mainstream verankert sind, die Suche nach einer Art von verborgenem Wissen von zentraler Bedeutung sein sollte. Wahrscheinlich ist ein Vergessen in der Popmusik auch darin begründet, dass das Verschwundene, Verborgene es meist nicht wert erscheint, erinnert zu werden. Doch gerade an jenem Ort, den der Kulturhistoriker Greil Marcus in Bezug auf die Historisierung der Popmusik als „Mülleimer der Geschichte“ bezeichnet, findet sich genügend Material für eine inoffizielle Geschichtsschreibung der Popkultur; für eine Geschichte, die durch das Sichtbarmachen ihrer (vielleicht zurecht) vergessenen Randbereiche neu zusammengesetzt und erzählt werden kann. Wenn man sich in der Folge von Paul Ricoeur nicht nur die Frage stellt, was erinnert wird, sondern auch die Frage, wer erinnert oder wer Kanonisierungsprozesse bestimmt, dann könnte die Betrachtung jenes historischen „Mülleimers“ zum einen den Blick auf ideologische Steuerung des Massenkonsums schärfen, zum anderen aber auch vergessene oder verdrängte Kunstwerke aufwerten.

Sandra Poppe (Hg.): Emotionen in Literatur und Film. Würzburg 2012.

In der Literatur- und Filmwissenschaft ist in den vergangenen Jahren verstärkt zur Frage der Emotionsvermittlung geforscht worden, wobei man immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen kam. Umso mehr erstaunt es, dass in diesem Bereich bisher kaum medienkomparatistische Untersuchungen vorliegen. Diesem Desiderat widmet sich der Tagungsband, an dem Psychologen, Psychoanalytikern, Literatur-, Film- und Medienwissenschaftlern beteiligt sind. Ziel des Bandes ist es, durch den Vergleich der beiden Medien Literatur und Film Aufschluss über die Gemeinsamkeiten der Fiktionalität und Vermitteltheit literarischer und filmischer Emotionen sowie über die Unterschiede der zur Emotionalisierung eingesetzten medienspezifischen Ausdrucksmittel zu erlangen.

Olaf Müller: Literatur im Exil. Zur Konstitution romantischer Autorschaft in Frankreich und Italien. Frankfurt am Main 2012 .

(=Analecta Romanica 78)

Diese Arbeit wirft einen komparatistischen Blick auf die Funktion literarischer Exildiskurse in Frankreich und Italien und analysiert deren Bedeutung für die Konstitution romantischer Autorschaft in der Folge der Französischen Revolution. Entlang exemplarischer Stationen der französischen und italienischen Literaturgeschichte zwischen dem letzten Drittel des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Entwicklung eines lange Zeit gewissermaßen unterirdisch verlaufenden, poetologisch ausgerichteten Exildiskurses in Frankreich einem zunehmend national dominierten italienischen Exildiskurs gegenübergestellt.

Dieter Lamping (Hg.): Handbuch Lyrik. Theorie, Analyse, Geschichte. Stuttgart 2011.

Ausführlicher Epochenüberblick von der Antike bis in die Gegenwart
Handwerkszeug der Lyrikanalyse
Schwerpunkte: griechische, lateinische, deutsche, englischsprachige, französische, italienische und spanische Literatur
Bibliografie, Sach-, Namen- und Titelregister im Anhang

Frank Estelmann/Olaf Müller (Hgg.): Exildiskurse der Romantik in der europäischen und lateinamerikanischen Literatur. Tübingen 2011.

Die im vorliegenden Band versammelten Beiträge umspannen die Zeit von den Anfängen der Französischen Revolution bis zu den Nachwirkungen romantischer Exildiskurse in der jüngeren brasilianischen und mexikanischen Literatur. Der Schwerpunkt liegt auf der Zeitspanne zwischen 1789 und der Mitte des 19. Jahrhunderts, als sich auch in Spanien und in den lateinamerikanischen Ländern jeweils eine eigene Spielart der Romantik entfaltet hatte, oft vermittelt über zurückgekehrte Exilanten. Der weite Blick erlaubt es, Gemeinsamkeiten und Konstanten und damit das transnationale Moment in den unterschiedlichen Ausprägungen der nationalen Exildiskurse wahrzunehmen. So verband der Versuch, der persönlichen Exilerfahrung oder derjenigen eines literarischen oder literarhistorischen Gegenstands schreibend einen Sinn zu verleihen, alle Autoren, deren Texte analysiert werden. In der Entstehungsgeschichte literarischer Modernität wurde das Exil zu einer positiven Referenz erhoben.

Dieter Lamping: Die Idee der Weltliteratur. Stuttgart 2010.

Weltliteratur – eine der großen Ideen des 19. Jahrhunderts und eine der wenigen, die die Epoche ihrer Entstehung überlebt haben. Auch außerhalb gelehrter Zirkel ist die ›Idee der Weltliteratur‹ noch immer geläufig; unsere Auffassung von Literatur hat sie nachhaltig verändert. Anhand der überlieferten Bemerkungen schildert Dieter Lamping die Genese der Idee bei Goethe und ihre Erfolgsgeschichte der nächsten 200 Jahre; im Zeitalter der Globalisierung ist sie aktueller denn je. Entstanden ist ein anregendes Lesebuch für alle, die gerne schmökern.

Sascha Seiler, mit Thorsten Schüller (Hgg.): Von Zäsuren und Ereignissen. Historische Einschnitte und ihre mediale Verarbeitung. Bielefeld 2010.

»Es ist nichts mehr, wie es war.« – Unmittelbar nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 war im öffentlichen Diskurs die Rede von einer einzigartigen Zäsur in der Weltgeschichte. Doch wie einzigartig war das Ereignis wirklich? Die Beiträge dieses Bandes vergleichen die Rezeption verschiedener historischer Einschnitte in Literatur, Presse, Theorie und Film – beginnend mit dem Erdbeben in Lissabon von 1755 bis hin zum Attentat auf die Madrider U-Bahn im Jahre 2004 – mit den medialen und kulturellen Verarbeitungen von 9/11 und arbeiten so Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus.

Dieter Lamping, in Zusammenarbeit mit Sandra Poppe, Sascha Seiler und Frank Zipfel (Hgg.): Handbuch der literarischen Gattungen. Stuttgart 2009.

Den Schlüssel zum Verständnis der literarischen Gattungen hält dieser Band bereit, der in 92 Einzelporträts die Gattungen, Mischformen und Textsorten vorstellt, die Geschichte und Gegenwart der Literatur bestimmen: Kompakt und gut verständlich wird einleitend jeweils eine kurze Definition gegeben, es folgen detaillierte Informationen zu Theorie und Geschichte der Gattung, wobei auch prägende Werke vorgestellt werden; jeder Abschnitt enthält eigene, ausführliche Literaturangaben. Ein Register der Gattungen erlaubt es, Zusammenhänge und Abhängigkeiten nachzuvollziehen, eine Gattungssystematik und die ausführliche Einleitung des Herausgebers führen in die Gattungslehre ein. Wissenschaftlich fundiert und zugleich verständlich, ist das Handbuch ein ebenso präzises wie umfassendes Auskunftsmittel, das sich für die verschiedensten Gelegenheiten empfiehlt, vor allem aber im Regal des Literaturkenners nicht fehlen darf.

Sandra Poppe, Thorsten Schüller und Sascha Seiler (Hgg.): 9-11 als kulturelle Zäsur. Bielefeld 2009.

Wie hat sich die Kulturproduktion in der Folge des Terrors verändert? Die Anschläge vom 11. September 2001 stellen nicht nur eine politische und gesellschaftliche Zäsur dar, sie lassen sich auch als Trauma des Denkens betrachten. Im Mittelpunkt dieses Bandes stehen die Auswirkungen von »9/11« auf kulturelle und künstlerische Diskurse. Dabei geht es nicht nur um eine Inventarisierung von Repräsentationen des Terrors in Medien, visueller Kunst und Literatur; vielmehr wird aufgezeigt, wie sehr »9/11« Denkmodalitäten verändert hat. Aus unterschiedlichen Perspektiven untersuchen die interdisziplinären Beiträge den Zäsurcharakter von »9/11« in Theoriebildung, Schrift- und Bildmedien.

Sascha Seiler (Hg.): Was bisher geschah. Serielles Erzählen im zeitgenössischen amerikanischen Fernsehen. Köln 2008.

Die Dramaturgie der Fernsehserie hat seit den späten 90er Jahren eine revolutionäre Wende hin zum an der Literatur geschulten Story-Arc, bzw. dem Continuity-Prinzip genommen. Durch die überaus erfolgreiche internationale Vermarktung von Fernsehserien auf DVD sind zudem neue erzählerische Möglichkeiten für komplexere Zusammenhänge, folgenübergreifende Spannungsbögen und anspruchsvollere Ästhetik möglich geworden. Serien wie „Lost“, „24“, „Sopranos“ oder „Six Feet Under“ haben so nicht nur eine qualitative Revolution und eine Renaissance der Fernsehserie ausgelöst, sondern auch ein internationales Publikum begeistert. „Was bisher geschah“ beschreibt in Einzelartikeln die dramaturgische und qualitative Innovation, die in den letzten Jahren im US-Fernsehen stattfindet, angefangen bei den revolutionären writer/producer-Modellen und dadurch entstehenden neuen Dramaturgieformen des Bezahlsenders HBO, über die Behandlung gesellschaftsrelevanter Themen in den nationalen Fernsehstationen bis zu den neuartigen Methoden in Marketing und Zuschauerpartizipation bei den Networks.

Dieter Lamping: Moderne Lyrik. Göttingen 2008.

Eigenart und Entwicklung der modernen Lyrik In den exemplarischen Textanalysen werden Eigenart und Entwicklung der modernen Lyrik deutlich. Was ist moderne Lyrik? Welche Dichter, welche Werke sind ihr zuzurechnen? Was ist an ihnen modern? Immerhin reicht, was man moderne Lyrik nennt, weit ins 19. Jahrhundert zurück. Dieter Lamping führt in die Vielfalt und den Reichtum einer Lyrik ein, der bei allen Unterschieden eines gemeinsam ist: dass sie mit den Traditionen der klassischen und romantischen Lyrik gebrochen hat. Exemplarische Texte werden im Zusammenhang so analysiert, dass Eigenart und Entwicklung der modernen Lyrik deutlich werden. Die Darstellung beschränkt sich nicht auf deutsche Literatur, sondern schließt auch die europäische und amerikanische ein.

Dieter Lamping: Wir leben in einer politischen Welt. Lyrik und Politik seit 1945. Göttingen 2008.

Von Brechts "An die Nachgeborenen" bis zu Harold Pinters "American Football", von Hiroshima bis Nine-eleven: die Zeitstimmen der Dichter. Lyrik und Politik: Das ist eine Beziehung, die so alt ist wie die Poesie. Nie war sie jedoch so intensiv und turbulent wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieter Lampings kundiger Streifzug durch die politische Lyrik zwischen Kriegsende und den Anschlägenvom 11. September 2001, von Bertolt Brecht über Pablo Neruda bis Joseph Brodsky und Harold Pinter, durchmisst die ganze Bandbreite der engagierten Poesie: vom Kommentar zur großen Politik über die Politisierung des Privaten bis zur grundsätzlichen Kritik.

Danielle Dumontet/Frank Zipfel (Hgg.): Ecriture Migrante / Migrant Writing. Hildesheim/New York/Zürich 2008.

This collection of articles assembles the papers of a conference on migrant writing that was part of a larger research project on multi-, inter-, transculturalism, créolisation and hybridity as paradigms of literary criticism in the écriture migrante of the Canadian province Québec. Most articles focus either on the theoretical debate about these concepts or on the Québecoise migrant literature itself. We have also included articles about migrant literature in Germany, which allow comparing two very different immigrant literatures. Thus this collection includes theoretical reflections on the aesthetic representation of migration, studies on migrant literature in Québec, and investigations into other migrant literatures. Moreover, the way in which specific phenomena and problems of migration are represented in the literary texts of the écriture migrante of Quebec and other places may help to elucidate how society and art relate to a world in which intercultural experiences are fast becoming the norm.

Sandra Poppe/Sascha Seiler (Hgg.): Literarische Medienreflexionen. Berlin 2008.

Künste und Medien haben sich stets gegenseitig beeinflusst. Auch in der Literatur werden andere Kunstwerke oder Medien im Allgemeinen nicht nur beschrieben und thematisiert, sie werden auch zitiert, in die Handlung einbezogen und reflektiert. Ziel des vorliegenden Bandes ist es, die Bezüge der Literatur zur bildenden Kunst, zum Theater, Tanz und Film, zur Musik, Fotografie und den Neuen Medien im Kontext aktueller Intermedialitätsforschung zu untersuchen. Dabei werden sowohl moderne Klassiker wie Thomas Manns Zauberberg als auch zeitgenössische Autoren wie Falk Richter und Yoko Tawada unter die mediale Lupe genommen. Auch Kino-Publikumserfolge wie Herr Lehmann werden neben Song-Texten von Bob Dylan in diesem hochaktuellen Band auf ihr Zusammenspiel mit der Literatur hin untersucht.Die Autoren des Bandes sind ausgewiesene Kenner, deren Beiträge sich theoretisch und exemplarisch mit den unterschiedlichen Aspekten der literarischen Medienreflexion auseinandersetzen.

Dieter Lamping (unter Mitwirkung von Sandra Poppe) (Hg.):

Frank Kafka: Die Erzählungen. Düsseldorf 2008.

Franz Kafka: Die Romane. Düsseldorf 2007.

Dieter Lamping (Hg.): Karl Kraus - Die leuchtende Fackel. Köln 2007.

Karl Kraus, der wohl unnachgiebigste und scharfzüngigste Beobachter seiner Zeit, ist eine der faszinierendsten Figuren im Literaturbetrieb des 20. Jahrhunderts. Mit der Gründung der Zeitschrift -Die Fackel- begann er 1899 in Wien eine beispiellose Karriere als Journalist und Kritiker, Dramatiker und Lyriker. Die einen verehrten ihn, die anderen hassten ihn leidenschaftlich - ihm jedoch ging es bei allem, was er schrieb, um die ethische Bildung, die sich besonders in der Sprache ausdrückt. Diese Ausgabe bietet eine breite Auswahl aus dem umfangreichen Werk des streitbaren österreichischen Sprachgenies.

Sandra Poppe: Visualität in Literatur und Film. Eine medienkomparatistische Untersuchung. Göttingen 2007.

Visualität als Schnittstelle zwischen Literatur und Film Gemeinsamkeiten und Unterschiede visueller Darstellungsweisen in Literatur und Film. Das Sehen kann als Hauptzugang des Menschen zur Welt verstanden werden und ist daher auch in der Kunst von zentraler Bedeutung. Sowohl in der Literatur als auch im Film ist die Darstellung visueller Wahrnehmung ein maßgebliches Mittel zur Gestaltung der fiktionalen Welt. Die Visualität kann somit als entscheidende Gemeinsamkeit beider Künste verstanden werden, in der sich zugleich ihre medialen Unterschiede besonders deutlich zeigen. Die Arbeit erläutert in einem ersten theoretischen Teil die Phänomene literarischer und filmischer Visualität. Im zweiten Teil wird ein ausführlicher Vergleich dreier bedeutender Werke der Weltliteratur (Prousts "A la recherche du temps perdu", Kafkas "Der Proceß", Conrads "Heart of darkness") und ihrer Verfilmungen vorgenommen. Ein abschließendes Fazit zeigt, inwiefern die Visualität nicht nur als Schnittpunkt der Medien Literatur und Film, sondern auch als Brücke zwischen anderen Künsten und Medien steht.

Jochen Dubiel: Dialektik der postkolonialen Hybridität. Die intrakulturelle Überwindung des kolonialen Blicks in der Literatur. Bielefeld 2007.

Der koloniale Diskurs stellte zur Versöhnung des kollektiven okzidentalen Bewußtseins mit sich selbst den Legitimationsrahmen für die politischen Untaten des Kolonialismus bereit. Trotz heterogener Aussageformen, Themen und Begriffe ist dieser Diskurs einem System stereotyper Inferiorisierung des Fremden verpflichtet, das über historische und geopolitische Unterschiede triumphiert und daher bis in die Gegenwart nichts von seiner perfiden Kraft eingebüßt hat. Literatur ist zwar nachweislich integraler Bestandteil desselben, impliziert aber vermöge ihrer Ästhetik auch die Chance, den kolonialen Diskurs in seinem System zu überwinden. Im Nachvollzug einer solchen Überwindung soll der mit diesem Buch beabsichtigte spezifisch literaturwissenschaftliche Beitrag zur Kulturwissenschaft bestehen.

Sascha Seiler: "Das einfache wahre Abschreiben der Welt" - Pop-Diskurse in der deutschen Literatur nach 1960. Göttingen 2006.

Sascha Seiler untersucht die Rezeption populärer Kultur in der deutschen Literatur seit den 60er Jahren. Mit der verstärkten Wahrnehmung von Popmusik, Film oder Comics als Bestandteil des Alltags und der kulturellen Artikulation entwickelte sich damals auch eine literarische Bewegung, die allgemein als "Pop-Literatur" bezeichnet wurde, und in der populäre Kunstformen rezipiert, dargestellt und auch umgedeutet wurden. Die vor allem mediale Wiedergeburt der Pop-Literatur in den 90er Jahren ist allerdings, das soll diese Studie belegen, kein punktuelles kulturhistorisches Phänomen, sondern das Ende einer Entwicklung, die in den 60er Jahren bei Autoren wie Rolf Dieter Brinkmann ihren Anfang nahm.

Axel Dunker/Frank Zipfel (Hgg.): Literatur@Internet. Bielefeld 2006.

Der Sammelband Literatur@Internet zieht nach dem medientheoretischen Überschwang der vergangenen Jahre ein nüchternes Zwischenresümee und sucht die Möglichkeiten der Literatur in den Neuen Medien und das Verhältnis der Literatur zu ihnen präziser zu beschreiben, als es bisher meist geschehen ist. Wie verändern sich für Texte im Internet und auf der CD-ROM zentrale Begriffe der literarischen Produktion und Kommunikation wie 'Autor‘, 'Leser‘, 'Handlung‘, 'Text‘, 'Bedeutung‘ und 'Fiktion‘? Ermöglichen die neuen technischen Voraussetzungen grundsätzlich neue Textformen? Gibt es überzeugende literarische Realisierungen des neuen Potentials? Die Beiträge gehen diesen Fragen in exemplarischen Fallanalysen und systematischen Überlegungen nach.

Manfred Engel/Dieter Lamping: Franz Kafka und die Weltliteratur. Göttingen 2006.

Der Sammelband untersucht Kafkas spezifische Stellung innerhalb der Weltliteratur durch eine komparatistische Kontextualisierung seiner deutungsoffenen, modernen Texte. Die einzelnen Beiträge lassen sich drei Themenschwerpunkten zuordnen: Kafkas Lektüren, Kafka und die moderne Literatur, Kafka-Lektüren. In der Sektion Kafkas Lektüren wird der Versuch unternommen, Kafkas produktive Rezeption bedeutender Autoren der Weltliteratur systematisch-vergleichend zu untersuchen. Die Beiträge zum Thema Kafka und die moderne Literatur widmen sich typologischen Vergleichen zwischen Kafka und anderen der Moderne zugehörigen Autoren. Kafka-Lektüren schließlich analysiert die produktiv gewordene Kafka-Rezeption nachfolgender Autoren, um Kafkas spezifische Stellung innerhalb der modernen und postmodernen Literatur aufzeigen zu können.

Dieter Lamping/Frank Zipfel: Was sollen Komparatisten lesen? Berlin 2005.

Den Lektüreempfehlungen von Dieter Lamping und Frank Zipfel liegt ein auf Intertextualität basierendes Verständnis von Weltliteratur zugrunde, das das Beziehungssystem von Texten verschiedener Literaturen aufzeigt. Die Auswahl basiert auf einer an Europa orientierten Komparatistik. Sie reicht von der Antike bis zur Gegenwart. Sie ist übersichtlich nach einzelnen Literaturen sowie jeweils historisch nach Autoren geordnet und liefert zudem die Erscheinungsdaten und wichtige Übersetzungen der aufgeführten Werke. Ergänzend enthält der Band eine Liste der „20 Unverzichtbaren“, eine Auswahl grundlegender theoretischer Schriften sowie die „Klassiker der Komparatistik“, die einen Überblick über die methodische Vielfalt und literaturwissenschaftlichen Standards des Fachs geben.