Lehrveranstaltungen

Europäischer Realismus

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
Kurzname: HS.Vgl.Euro.Lit.Ges
Kurs-Nr.: 05.861.490
Kurstyp: Hauptseminar

Empfohlene Literatur


Behandelt werden sollen die im Folgenden genannten Romane (hier in chronologischer Reihenfolge); weitere (kürzere) Texte/Textauszüge werden zu Beginn des Semesters bekannt gegeben und in Moodle bereitgestellt.
Jane Austen, Mansfield Park (1814)
Honoré de Balzac, Le Père Goriot (1834/1835)
Gustave Flaubert, Madame Bovary (1856)
Edmund und Jules de Goncourt [= die Brüder Goncourt], Germinie Lacerteux (1865)
George Eliot: Middlemarch (1871/1872)
Lew [Leo] Tolstoi, Anna Karenina (1877/78)
Fontane, Effi Briest (1894/95)
In Anbetracht des erhöhten Lesepensums ist die Lektüre von mehreren Romanen bereits vor Beginn des Semesters zu empfehlen. Mit Blick auf die einflussreiche Rolle, die dem französischen Realismus (und Naturalismus) für die gesamteuropäische Entwicklung zuzusprechen ist, werden wir im Seminar mit den französischen Texten beginnen, uns dann dem englischen Kontext, d.h. Jane Austen (als einer frühen Vorläuferin) und George Eliot zuwenden und schließlich Tolstoi und Fontane behandeln. Bitte fangen Sie möglichst frühzeitig mit der Lektüre von George Eliots ‚Jahrhundertroman‘ Middlemarch an, der sehr umfangreich ist. Zugleich bietet sich uns hier die Chance, einen Roman ‚aus weiblicher Hand‘ in das Seminar einzubeziehen, der schon lange weltberühmt und 2015 zum bedeutendsten britischen Roman aller Zeiten gekürt worden ist (s. https://de.wikipedia.org/wiki/BBC-Auswahl_der_100_bedeutendsten_britischen_Romane). Ihre Lektüre dieses Texten könnten Sie auch der ursprünglichen Publikationssituation entsprechend anlegen (wenngleich Sie die Sache dann doch auch etwas ‚beschleunigen‘ müssten): Veröffentlich worden ist der Roman zwischen Dez. 1871 und Dez. 1872 zunächst in zweimonatlichen, dann in einmonatlichen Lieferungen, insg. acht an der Zahl (bereits 1872 selbst erfolgte sodann die erste Gesamtausgabe in vier Bänden; 1874 die erste einbändige Ausgabe). – Soweit Sie diesen Text in deutscher Übersetzung lesen möchten, empfiehlt sich die Neuübersetzung von Melanie Walz, die der Rowohlt-Verlag anlässlich des 200. Geburtstags der Autorin 2019 herausgebracht hat (siehe hierzu u.a.: https://www.perlentaucher.de/buch/george-eliot/middlemarch.html). Mehr oder weniger zeitgleich hat auch der dtv-Verlag eine von Rainer Zerbst besorgte Neuübersetzung herausgebracht, die ebenfalls empfehlenswert ist (aus Sicht der Literaturkritik hat die Neuübersetzung durch Melanie Walz [Rowohlt] allerdings leicht ‚die Nase vorne‘).

Inhalt

Mit dem Begriff des ‚Realismus‘ bzw. des ‚realistischen Romans‘ ist ein Phänomen angesprochen, das die Erzählliteratur des 19. Jahrhunderts maßgeblich geprägt und sich – sei es in Anlehnung, sei es in Abgrenzung – auch für dann folgende Entwicklungen innerhalb des literarischen Feldes als ein entscheidender und bis heute wirksamer Bezugspunkt erwiesen hat. Im Kern ist hiermit der Zeitraum von 1830 bis 1880 aufgerufen, wobei insgesamt betrachtet – und zumal im europäischen Vergleich – auch manche Texte des ersten oder letzten Drittels des Jahrhunderts relevant werden. In diesem Zeitraum sind in allen großen europäischen Literaturen kanonisch gewordene Texte ‚realistischen‘ Erzählens publiziert worden (seit den 1860er Jahren z.T. auch in Form ‚naturalistischer‘ Spielarten realistischen Schreibens), verbunden mit umfassenden Diskussionen über Fragen der (objektiven) Darstellung sozialer Gegebenheiten im 19. Jh. und ganz allgemein der literarischen Modellierung von ‚Wirklichkeit‘.
Im Seminar werden wir anhand ausgewählter Romane und poetologischer Texte der französischen, englischen, russischen und deutschen Literatur zentrale Merkmale wie auch spezifische Themen ‚realistischen‘ Erzählens herausarbeiten (gesellschaftliche Fragen und Veränderungsprozesse, Geschlechterrollen, politische Zusammenhänge usw.), mit einem Seitenblick auch auf den italienischen ‚Verismus‘ (Capuana, Verga). Im Zuge dessen werden wir uns mit unterschiedlichen Ausprägungen ‚realistischen‘ Schreibens und verschiedenen Realismus-Konzeptionen auseinandersetzen und diese vergleichend aufeinander beziehen. Hier werden zum einen programmatische Schriften der Autor:innen selbst relevant, die in Beziehung zur literarischen Praxis zu setzen sein werden; zum anderen Gemeinsamkeiten und Differenzen von Realismus-Konzepten im Vergleich der verschiedenen Nationalliteraturen.
Rechnung zu Tragen sein wird darüber hinaus den spezifischen Publikations- und Distributionskontexten der einschlägigen Texte, die (auf Seiten der Autor:innen auch aus finanziellen Gründen) in aller Regel zunächst als ‚Fortsetzungsromane‘, d.h. in mehreren Lieferungen nach und nach in (illustrierten) Zeitschriften erschienen sind, bevor sie in Buchform publiziert wurden. Damit sind zugleich Fragen nach den „Wechselwirkungen zwischen den (illustrierten) Zeitschriften als Massenmedien des 19. Jahrhunderts“ und den in ihnen erscheinenden „literarischen Texten“ wie auch Fragen danach aufgeworfen, inwiefern sich die Texte „selbstreflexiv mit diesem massenmedialen Kontext und ihrer eigenen Verortung in der Populärkultur“ (Wolfgang Barthold) auseinandersetzen.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
25.10.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
08.11.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
15.11.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
22.11.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
29.11.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.12.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.12.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.12.2022 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.01.2023 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.01.2023 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.01.2023 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
31.01.2023 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude
07.02.2023 (Dienstag) 16:15 - 17:45 02 463 P207
1141 - Philosophisches Seminargebäude