Lehrveranstaltungen

Realismus – Naturalismus – Verismus: Realismuskonzepte im Kontext der Literatur des 19. Jahrhunderts

Dozent:innen: Univ.-Prof. Dr. Irina Rajewsky
Kurzname: Th. Sem. LiteraturTh
Kurs-Nr.: 05.861.850
Kurstyp: Seminar

Empfohlene Literatur

Als Ausgangspunkt dient uns der französische ‚realistische‘ Roman in seinen verschiedenen Ausprägungen, denen wir anhand von Honoré de Balzacs Le Père Goriot (1834/1835), Gustave Flauberts Madame Bovary (1856) sowie Edmund und Jules de Goncourts Germinie Lacerteux (1865) nachgehen werden. (Einbeziehen werden wir zudem Auszüge aus Émile Zolas Le Roman expérimental [1879], eine theoretische Schrift Zolas, die als Manifest des literarischen ‚Naturalismus‘ in die Literaturgeschichte eingegangen ist; diese und weitere poetologische Schriften, u.a. auch des italienischen Verismus und des deutschen ‚poetischen Realismus‘, werden über Moodle bereitgestellt.) Die weitere Primärtextgrundlage wird zu Beginn des Semesters gemeinsam mit den Teilnehmer:innen des Seminars festgelegt (je nach Interessenbereichen in den italienisch-, englisch-, deutsch- und russischsprachigen Literaturen). Hier kämen z.B. Romane Jane Aus¬tens, Charles Dickens’ (z.B. Hard Times, 1854) oder George Eliots Middlemarch (1871/1872), Lew Tolstois Anna Karenina (1877/78), Vergas I Malavoglia (1881) oder Fontanes Effi Briest (1894/95) in Frage; ebenso natürlich weitere Texte aus dem jeweiligen Repertoire ‚realistischen‘ Erzählens.

Inhalt

Seit der Jahrtausendwende und verstärkt seit den 2010er Jahren ist im literaturwissenschaftlichen (wie auch im philosophischen) Diskurs das Ende der Postmoderne aus¬gerufen und damit einhergehend ein ‚Neuer Realismus‘ diagnostiziert worden; eine Entwick¬lung, die z.B. auch im jüngst von Moritz Baßler publizierten ‚Debattenbuch‘ zur (deutsch¬spra¬chigen) Gegenwartsliteratur – Populärer Realismus. Vom International Style gegenwär¬tigen Erzählens (2022) – ihren Niederschlag findet.
Im literaturwissenschaftlichen Kontext ruft der Begriff des Realismus bzw. eines ‚realistischen Erzählens‘ freilich ganz unterschiedlich gela¬gerte Realismuskonzepte auf den Plan, die ihren gemeinsamen Fluchtpunkt im ‚realisti¬schen Roman‘ des 19. Jahrhunderts finden; schon zeitgenössisch verbunden mit umfassenden Diskussionen über Fragen der (‚objektiven‘) Darstellung sozialer Gegebenhei¬ten und ganz allgemein der literarischen Modellierung von Wirklichkeit. Neben relevanten Vorläuferphänomenen (so u.a. im englischen Roman, etwa bei Jane Austen) kommt in diesem Zusammenhang der Entwicklung innerhalb des franzö¬sischen literarischen Felds ab 1830 eine herausgehobene Position zu, angefangen mit Stendhals Le Rouge et le Noir und sodann vor allem mit Romanen Balzacs, Flauberts, der Brüder De Goncourt und Zolas, die erheblichen Einfluss auf den gesamteuropäi¬schen Raum hatten und sich – sei es in Anlehnung, sei es in Abgrenzung – auch für nachfolgende Entwicklungen als ein wirkungsmächtiger Bezugspunkt erwiesen haben. In diesem Zusammenhang haben sich Unterscheidungen zwi¬schen einem ‚realistischen‘, ‚naturalistischen‘ und ‚veristischen‘ Erzählen herausgebildet und lassen sich im europäischen Vergleich auch weitergehende Ausdifferenzierungen von Realismuskonzepten be¬obachten (z.B. ‚programmatischer‘, ‚poetischer‘, ‚bürgerlicher Realismus‘).
Im Seminar werden wir verschiedenen Realismuskonzeptionen des 19. Jahrhunderts nachgehen, wie sie sich in unterschiedlichen Nationalliteraturen und Kulturräumen ausgebildet haben. Zugleich rücken Fragen nach spe¬zifischen Themen ‚realistischen‘ Erzählens in den Vordergrund, womit je einschlägige gesell¬schaftliche Veränderungsprozesse, Geschlechterrollen, soziale Aspekte und politisch-ökonomische Kontexte aufgerufen sind. Mit Blick auf die unterschiedlichen Realismuskonzepte selbst werden vor allem program¬matische Äußerungen der jeweiligen Autor:innen und mithin ästhetische Programme relevant, die zum einen vergleichend zu diskutieren, zum anderen in Beziehung zur literari¬schen Praxis zu setzen sein werden.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
18.04.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.04.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
02.05.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
09.05.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
16.05.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
23.05.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
30.05.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.06.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.06.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
20.06.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.06.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
04.07.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.07.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude
18.07.2023 (Dienstag) 12:15 - 13:45 00 411 P6
1141 - Philosophisches Seminargebäude