Oberseminare/Kolloquien Wintersemester 2021/22

Hinweis: Die Zugehörigkeit der Lehrveranstaltungen zu den einzelnen Modulen des B.A.-Studiengangs Komparatistik/Europäische Literatur, des M.A.-Studiengangs Komparatistik und des M.A.-Studiengangs Weltliteratur ist durch Kurztitel der Module nach den Lehrveranstaltungstitel angegeben.

Kol Begleitendes Kolloquium zur Abschlussarbeit (BA Abschlussmodul)

S. Seiler

1-std., Di 12–13 Uhr, GFG 01 721

Beginn: 19. Oktober 2021

Das Seminar wendet sich an Bachelorstudierende in der Examensphase. Im Mittelpunkt soll die Diskussion von Plänen für die Bachelorarbeit und die Vorbereitung auf die mündliche Abschlussprüfung stehen.
Diese Veranstaltung ist eine Pflichtveranstaltung.

 

Kol Projekte der Komparatistik (MA Abschlussmodul)

W. Eckel

2-std., Fr, 10–12 Uhr, P 6

Start: 22. Oktober 2021, danach als Blockseminar in Absprache mit den Teilnehmer*innen

Im Oberseminar sollen vor allem in Arbeit befindliche Dissertationen und Masterarbeiten von den Verfasserinnen und Verfasser vorgestellt und im Plenum diskutiert werden.

 

OS Buch und Internet: Nicht zitierfähig? Wikipedistik für Buch- und Literaturwissenschaftler:innen (MA Modul Vertiefung)

A. Gilbert

2-std., Di, 12–14 Uhr, P 207

In vielen Handreichungen zur Anfertigung wissenschaftlicher Hausarbeiten findet sich der Hinweis, dass die Wikipedia nicht zitierfähig sei. Es gibt gute Gründe, im Umgang mit der Wikipedia Vorsicht walten zu lassen, aber in dieser Pauschalität ist das natürlich nicht haltbar. Die Wikipedia ist nicht nur ein hilfreiches Rechercheinstrument und eine in vielen Zusammenhängen durchaus akzeptable Quelle, sondern auch selbst ein hochinteressantes Untersuchungsobjekt. Im Laufe des Semester werden wir daher nicht nur klären, wann es legitim ist, aus der Wikipedia zu zitieren, und wie dies am besten geschehen sollte, sondern die Wikipedia selbst zum Gegenstand der Forschung machen.
Zu Beginn machen wir uns mit den Basics der Wikipedia vertraut: Wie ist sie organisiert und strukturiert, wie laufen kollaborative Schreibprozesse ab, welche verschiedenen Rollen übernehmen die Wikipedianer:innen, welche Instrumente zur Qualitätssicherung und zur Vermeidung von Zensur, Manipulation und Vandalismus gibt es? Was bedeuten die Grundsätze „neutraler Standpunkt“, „Nachprüfbarkeit“, „keine Theoriefindung“ und was sind „Relevanzkriterien“? Sodann werden wir an ausgewählten Begriffs- und Personeneinträgen die Qualität und Angemessenheit der Darstellung von Inhalten aus den Bereichen Buch und Literatur prüfen und mit der in traditionellen Print-Lexika vergleichen. Dabei werden wir auch historische Konzepte und Beispiele von Enzyklopädien sowie die Möglichkeit einer Buchwerdung der Wikipedia besprechen. Schließlich werden wir die Entwicklung einzelner Artikel über ihre Versionsgeschichte nachverfolgen und uns exemplarisch in Edit Wars und Löschdiskussionen vertiefen.
Zur Einführung empfiehlt sich die Lektüre von https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia.

 

OS Bibliotheken als Institutionen der Buchkultur (BF): Schattenbibliotheken. Zwischen Guerilla Open Access und Public Library (MA Modul Vertiefung)

A. Gilbert

2-std., Di, 16–18 Uhr, 03 153

2016 beantwortete das Journal „Science“ die Frage „Who’s downloading pirated papers?“ kurz und bündig mit: „Everyone.“ Immer mehr Wissenschaftler:innen weltweit besorgen sich also die notwendige Forschungsliteratur über urheberrechtlich fragwürdige bis eindeutig illegale Angebote sogenannter Schattenbibliotheken, die im Internet Millionen wissenschaftlicher, aber auch literarischer Veröffentlichungen für den sofortigen Zugriff kostenfrei zur Verfügung stellen.
In der letzten Dekade sind etliche solcher para-bibliothekarischen Strukturen entstanden, die sich die freie Zirkulation von Wissen und Literatur auf die Fahne schreiben, dabei aber – in Analogie zum einst florierenden illegalen Filesharing von Musik und Filmen – Zugangs- und Bezahlschranken umgehen, gegen das geltende Recht verstoßen und verlegerische Geschäftsmodelle sabotieren. Die wohl bekanntesten Schattenbibliotheken sind das auf die Avantgarde spezialisierte Ubuweb (seit Ende der 1990er Jahre), der kollaborativ organisierte ‚Lesezirkel‘ AAARG (seit 2005), die russische LibGen (seit 2008) und das von einer kasachischen Wissenschaftlerin aus Frust über die begrenzten Zugangsmöglichkeiten zu aktueller Forschungsliteratur an ihrer kasachischen Heimatuniversität begründete SciHub (seit 2011). Ihre URLs ändern sich wegen des ‚Katz-und-Maus‘-Spiels mit der Justiz kontinuierlich.
Im Laufe des Seminars werden wir nach einem Rückblick in Geschichte und Konzept öffentlicher Bibliotheken Motive, Zielsetzungen und Organisationsstrukturen verschiedener Schattenbibliotheken beleuchten. Dabei diskutieren wir Konzepte von ‚Gabentausch‘, ‚Commons‘, ‚Open Access‘ und ‚brauchbarer Illegalität‘ und natürlich immer wieder urheberrechtliche, medienökonomische und ethische Fragen – letztlich: die Zukunft des Publikations- und Bibliothekswesens.