Das DFG-Netzwerk "Postkoloniale Studien in der Germanistik "stellt sich die Aufgabe, die bislang vereinzelten Ansätze in den Postkolonialen Studien in der auf die deutschsprachige Literatur bezogenen Forschung zu bündeln, kritisch aufeinander zu beziehen und für eine Neukonfiguration des Forschungsfeldes fruchtbar zu machen. Erstens soll geklärt werden, inwiefern die in den bisherigen Postkolonialen Studien zur englischsprachigen und frankophonen Literatur etablierten Analysekategorien für die Untersuchung deutschsprachiger Literatur und Kultur angewendet werden können und welchen Stellenwert dabei hermeneutische und poststrukturalistische Verfahren der Textanalyse sowie Diskursanalyse haben. Zweitens sollen die historischen Entwicklungslinien vom Präkolonialismus über die koloniale Epoche und die postkoloniale Phase bis zu deren Auswirkungen in der Gegenwart untersucht werden, indem die auch in der deutschsprachigen Literatur zunehmend wichtiger werdenden gesellschaftlichen Phänomene Interkulturalität, Migration und Globalisierung einbezogen werden. Dabei sind Reichweite und Grenzen postkolonialer Ansätze im Hinblick auf Migrations- und Globalisierungsforschung sowie Transkulturelle Studien zu klären. Drittens sind neue Schwerpunktsetzungen für die Postkolonialen Studien in Deutschland zu diskutieren, welche Fragen einer postkolonialen Ästhetik und einer Neubewertung des Kanons einschließen.
Die folgenden Beiträge waren unter den Schwerpunkten "Postkolonialismus, Multikulturalismus, Migration", "Binnenkolonialismus", "Postkolonialismus und Ethnographie", "Postkolonialismus in Literatur und anderen Medien" und "Kanonisierung und Reflexion auf postkoloniale Studien" gefasst:
Monika Albrecht (University of Limerick): Postkolonialismus und Multikulturalismus
Hansjörg Bay (Universität Erfurt): Writing Back from within? (Post-)Kolonialismus und Migration
Dirk Göttsche (University of Nottingham): Afrikadiskurs und Postkolonialismus in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Thomas Wägenbaur (International University, Bruchsal): Binnen-(Post-)kolonialismus in der Gegenwartsliteratur
Iulia-Karin Patrut (Universität Trier): Binneneuropäischer Kolonialismus und seine Darstellung in der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts
Karin E. Yesilada (Universität München): Diskurse über Türken und Osmanen in der deutschen Literatur von ca. 1500 (Belagerung Wiens 1529) bis zum 1. Weltkrieg
Alexander Honold (Universität Basel): Roman der Ethnographie
Sabine Wilke (University of Washington, Seattle): Frühe Expeditionsberichte im Kreuzfeuer postkolonialer Kritik und kulturwissenschaftlicher Öko-Studien – die Reiseberichte von Georg Forster und Alexander von Humboldt
Oliver Lubrich (Freie Universität Berlin): Imperialismus, Wissenschaft, Kunst. Alexander von Humboldts Kosmos als postkoloniale Theorie
Axel Dunker (Universität Mainz): Orientalismus in der deutschsprachigen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts
Wolfgang Struck (Universität Erfurt): Reenacting Colonialism
Sven Werkmeister (Humboldt Universität Berlin): Die Grenzen der Schrift. Schriftlichkeit als Gegenstand und Medium (post-)kolonialer Literatur
Markus Joch (Humboldt Universität Berlin): Dekanonisierung und Rekanonisierung – zur Historizität von Texten der Kolonialära
Gabriele Dürbeck (Universität Hamburg): Re-Thinking German postcolonial studies