Vorlesungen Sommersemester 2020

Hinweis: Die Zugehörigkeit der Lehrveranstaltungen zu den einzelnen Modulen des B.A.-Studiengangs Komparatistik/Europäische Literatur, des M.A.-Studiengangs Komparatistik und des M.A.-Studiengangs Weltliteratur ist durch Kurztitel der Module nach den Lehrveranstaltungstitel angegeben.

Sommersemester 2020

V Einführung in die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (BA Modul Einführung)

W. Eckel, F. Zipfel, S. Seiler, J. Heß, M. Kopf, M. Wiesmann, A. Zehler

2-std., Mo, 12 – 14 Uhr, P 11

Beginn: 20. April 2020

Im Hinblick auf eine theoretische und methodologische Fundierung des Studiums der europäischen Literatur möchte die Vorlesung mit den zentralen Konzepten und Fragestellungen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft (AVL) bekannt machen. Sie begleitet und ergänzt das gleichnamige Einführungsproseminar. Neben einigen der auch dort behandelten Themen sind Gegenstand vor allem grundlegende Konzepte von Literatur, Probleme der literarischen Kanonbildung („Weltliteratur“), Fragen des literarischen Austauschs zwischen Sprachräumen und Kulturen (Intertextualität, Interkulturalität). Auch auf die Geschichte der AVL soll ein Blick geworfen werden.

 

V Einführung in die Literaturtheorie (BA Modul Literaturtheorie)

F. Zipfel

2-std., Di, 12 – 14 Uhr, P204

Beginn: 21. April 2020

Was ist Literatur? Diese Frage kann als die Grundfrage jeder allgemeinen Literaturtheorie angesehen werden. Sie ist auch die leitende Fragestellung der Vorlesung. Die äußerst verschiedenartigen Antworten auf die nur scheinbar einfache Frage „Was ist Literatur?“ werden vorgestellt und diskutiert. Zudem werden die unterschiedlichen Herangehensweisen der verschiedenen Antwortversuche und ihre Voraussetzungen erläutert. Dabei werden grundlegende literaturtheoretische Begriffe wie „literarischer Text“, „Autor“, „Leser“, „Kontext“, „Interpretation“, „Bedeutung“ sowie deren Verständnis in den unterschiedlichen theoretischen Ansätzen erörtert.

 

V Die 70er Jahre (BA Modul Vergleichende Europäische Literaturgeschichte)

S. Seiler

2-std., Mi, 12 – 14 Uhr, P 11

Beginn: 22. April 2020

Das Jahr 1968 wird generell als gesellschaftliche und kulturelle Zäsur angesehen; dies konnte man in unzähligen Veröffentlichungen und Veranstaltungen zum 50. Jubiläum, nicht zuletzt auch im akademischen Bereich, im vorletzten Jahr beobachten. Schon lange ist 1968 keine reine Jahreszahl mehr sondern ein moderner Mythos, der für eine Wende im Bewusstsein westlicher Gesellschaften steht und letztlich auch eine Chiffre für eine langfristigere Veränderung ist, welche eigentlich das ganze Jahrzehnt der 60er Jahre umfasst. Diesen Status konnten die 70er Jahre nie erreichen, fast scheint es, als ob die Zeitrechnung nur noch eine Phase vor und eine nach 1968 kennt. Und doch ist es von Interesse, gerade zum 50. Geburtstag des Beginns jenes Jahrzehnts, die kulturelle Entwicklung zu rekapitulieren, die sich in der unmittelbaren Folge von 1968 ergeben hat. Die 70er Jahre sind ein Jahrzehnt der popkulturellen Ernüchterung, welches das Scheitern einer Utopie offenbart, das sich in tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüchen zeigt, die wiederum ihre recht bald literarische Verarbeitung gefunden haben, man denke nur an das Erscheinen der RAF oder die blutigen Diktaturen in Lateinamerika, beides unbestritten Folgen eines in Teilen gescheiterten gesellschaftlichen Liberalisierungsprozesses. In der Vorlesung soll diesen Spuren in der Literatur und im Film komparatistisch nachgegangen werden.

 

V Erzählen transmedial (MA Modul Intermedialität und Vertiefung)

W. Eckel

2-std., Do,  14 – 16 Uhr, P 5

Beginn: 23. April 2020

Die klassische Theorie des Erzählens (Stanzel, Todorov, Genette u.a.) ist seit den 1950er Jahren im Hinblick auf schriftlich fixierte literarische Texte formuliert worden. Im aktuellen Sprachgebrauch der Literatur-, Kunst und Medienwissenschaften dagegen ist eine deutliche Ausweitung des Erzählbegriffs zu beobachten. Seymour Chatman war der erste, der versucht hat, narratologische Kategorien auch auf den Film zu übertragen. Die gegenwärtige postklassische Erzählforschung (Wolff, Ryan, Rajewsky, Alber u.a.) diskutiert die Frage, ob der Kreis narrativer Phänomene noch weiter gezogen werden muss und z.B. auch Malerei oder Musik, aber auch Comics oder Computerspiele ein narratives Potential besitzen. Kann auch ein Bild, eine Symphonie, ein Gebäude eine Geschichte erzählen? Inwieweit muss der Begriff des Erzählens neu gefasst werden, wenn er über die Literatur hinaus auch auf andere Künste und Medien bezogen wird?
Die Vorlesung möchte einige Theorieansätze der transmedialen Narratologie vorstellen und an ausgewählten Beispielen kritisch diskutieren.
Chatman, Seymour: Story and Discourse. Narrative Structure in Fiction and Film, Cornell U. Press 1980; Wolf, Werner: „Das Problem der Narrativität in Literatur, bildender Kunst und Musik: Ein Beitrag zu einer intermedialen Erzähltheorie“, in: Ansgar und Vera Nünning (Hg.): Erzähltheorie transgenerisch, intermedial, interdisziplinär, Trier 2002, S. 23-104; Herman, David: „Toward a Transmedial Narratology“, in: Marie-Laure Ryan (Hg.): Narrative across Media. The Languages of Storytelling, Lincoln 2004, S. 47-75; Ryan, Marie-Laure: „On the Theoretical Foundations of Transmedial Narratology“, in: Jan Christoph Meister (Hg.): Narrative Beyond Literary Criticism, Berlin 2005, S. 1-23; Mahne, Nicole: Transmediale Erzähltheorie. Eine Einführung, Göttingen 2007; Schüwer, Martin: Wie Comics erzählen. Grundriss einer intermedialen Erzähltheorie der grafischen Literatur, Trier 2008; Alber, Jan; Hansen, Per Krogh (Hg.): Beyond Classical Narration. Transmedial and Unnatural Challenges, Berlin 2014; Thon, Jan-Noel: Transmedial Narratology and Contemporary Media Culture, Lincoln 2016.

 

V Literaturtheorie im 21. Jahrhundert (MA Modul Theorie der Literatur und Vertiefung)

F. Zipfel

2-std., Do,  12 – 14 Uhr, P 4

Beginn: 23. April 2020

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Epoche des schnellen Wechsels der literaturtheoretischen Paradigmen: vom in der westlichen Welt neu entdeckten Formalismus, über den Strukturalismus, die Weiterentwicklung der Hermeneutik, die psychoanalytische Literaturtheorie bis hin zu feministischen, gender- oder queerorientierten, postkolonialen, poststrukturalistischen, sprachanalytischen und kulturwissenschaftlichen Strömungen. Es war auch die Zeit der großen und intensiven Auseinandersetzungen z. B. zwischen der Hermeneutik und der Dekonstruktion oder zwischen dem Poststrukturalismus und der Sprachphilosophie. Im 21. Jahrhundert scheinen die Paradigmenwechsel weniger häufig und die Diskussionen darum weniger aufgeregt zu sein. Nichtsdestotrotz sind eine Reihe von neuen Paradigmen zu erkennen wie z. B. die evolutionistisch-biologistisch, die kognitivistisch, die neurowissenschaftlich, die emotionswissenschaftlich oder die ökologisch grundierte Literaturtheorie. Die Voraussetzungen, die grundlegenden Aspekte sowie die Auswirkungen dieser literaturtheoretischen Ansätze auf die Konzepte von Literatur sowie auf die Interpretation von literarischen Texten sollen in der Vorlesung vorgestellt und anhand von einschlägigen Texten diskutiert werden.