Vorlesungen Wintersemester 2021/22

Hinweis: Die Zugehörigkeit der Lehrveranstaltungen zu den einzelnen Modulen des B.A.-Studiengangs Komparatistik/Europäische Literatur, des M.A.-Studiengangs Komparatistik und des M.A.-Studiengangs Weltliteratur ist durch Kurztitel der Module nach den Lehrveranstaltungstitel angegeben.

 

V Einführung in die Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (BA Modul Einführung)

W. Eckel, F. Zipfel, S. Seiler, J. Heß, M. Wiesmann, A. Zehler

2-std., Mo, 12 – 14 Uhr, P 3

Beginn: 18. Oktober 2021

Im Hinblick auf eine theoretische und methodologische Fundierung des Studiums der europäischen Literatur möchte die Vorlesung mit den zentralen Konzepten und Fragestellungen der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft (AVL) bekannt machen. Sie begleitet und ergänzt das gleichnamige Einführungsproseminar. Neben einigen der auch dort behandelten Themen sind Gegenstand vor allem grundlegende Konzepte von Literatur, Probleme der literarischen Kanonbildung („Weltliteratur“), Fragen des literarischen Austauschs zwischen Sprachräumen und Kulturen (Intertextualität, Interkulturalität). Auch auf die Geschichte der AVL soll ein Blick geworfen werden.

 

V Gegenkultur (BA Modul Internationalität)

S. Seiler

2-std., Mi, 12 – 14 Uhr, P 3

Beginn: 20. Oktober  2021

Spätestens seit dem 50. Jubiläum der 68er-Bewegung vor drei Jahren ist der etwas schwammige Begriff ‚Gegenkultur‘ wieder omnipräsent. Dies wirft, gerade aus komparatistischer Sicht, zahlreiche Fragen auf, die in der Vorlesung diskutiert werden sollen. Am Anfang steht die Auseinandersetzung mit dem Terminus selbst und die naheliegende Frage, ob es sich beim Begriff ‚Gegenkultur‘ möglicherweise nur um eine mediale Denomination handelt, nicht aber um die Beschreibung von tatsächlichen literarischen bzw. künstlerischen Bewegungen. Thematisiert werden verschiedene generell als ‚Gegenkultur‘ bezeichnete, künstlerische Kontexte im 20. und 21. Jahrhundert. Dabei sollen vor allem die verschiedenen gegenkulturellen Bewegungen der 60er und 70er Jahre vergleichend untersucht werden. Ein zweiter Schwerpunkt der Vorlesung wird sich dann der durchaus kontroversen Frage widmen, inwieweit ein Begriff wie ‚Gegenkultur‘ in der diversifizierten Kulturlandschaft der Gegenwart überhaupt noch von Relevanz ist, oder ob sie mittlerweile viel eher als der wahre Mainstream rezipiert werden muss.

 

V Tragikomödien (MA Modul Intertextualität und Vertiefung)

F. Zipfel

2-std., Do, 12 – 14 Uhr, P 4

Beginn: 21. Oktober  2021

Die Tragikomödie ist eine problematische literarische Gattung, da in ihr zwei auf den ersten Blick unvereinbare Elemente – das Tragische und das Komische – miteinander verbunden werden. Insbesondere stellt sich die Frage, wie die für Tragik charakteristische emotionale Beteiligung und die für Komik notwendige emotionale Distanzierung der Rezipienten miteinander kombiniert werden können. So wurde die Tragikomödie – auch aufgrund der strikten Trennung von Komödie und Tragödie in den klassischen Poetiken – lange Zeit hauptsächlich negativ bewertet; G. E. Lessing z. B. bezeichnet sie als „dramatische Mißgeburt.“ Im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts jedoch wird die Verbindung von Tragik und Komik als eine Möglichkeit adäquater Darstellung der Grundprobleme menschlicher Existenz sowie sozialer, kultureller und gesellschaftlicher Entwicklungen aufgewertet. Dürrenmatt z. B. geht davon aus, daß „das Tragische nur noch aus der Komödie heraus erzielt werden kann.“
In der Vorlesung werden nach der Darstellung gattungstheoretischer Überlegungen zur Tragikomödie unterschiedliche Formen der Kombination von Tragik und Komik in Werken u.a. von J.M.R. Lenz, H. Kleist, A. de Musset, H. Ibsen, G. Hauptmann, L. Pirandello, E. Ionesco, S. Beckett, F. Dürrenmatt, E. Albee untersucht. Auch die Darstellung von Tragikomik im Film wird einbezogen.
Zur Einführung: Jürgen Landwehr: „Tragikomödie“, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, hrsg. v. Jan-Dirk Müller u.a. Band III. Berlin – New York 2003, 663-666; Frank Zipfel: „Tragikomödie“ in: Handbuch der literarischen Gattungen, hrsg. von Dieter Lamping in Zusammenarbeit mit Sandra Poppe, Sascha Seiler, Frank Zipfel. Stuttgart 2009, 711-721.

 

V Migrationsliteratur (MA Modul Interkulturalität und Vertiefung)

W. Eckel

2-std., Do, 14 – 16 Uhr, P 2

Beginn: 21. Oktober 2021

Literatur der Migration, Migrantenliteratur, Gastarbeiterliteratur, Ausländerliteratur, Exilliteratur, Diasporaliteratur, Interkulturelle Literatur, Literatur in Bewegung, Literatur ohne festen Wohnsitz (Ottmar Ette), Transnationale/ transkulturelle Literatur (Eva Hausbacher), Neue Weltliteratur (Heidi Rösch, Elke Sturm-Trigonakis), Writing Outside the Nation (Azade Seyhan) – die Bezeichnungen sind zahlreich, um literarische Texte anzusprechen, die thematisch, strukturell und sprachlich von Erfahrungen der Migration Zeugnis ablegen und in der Regel selbst von AutorInnen stammen, die ihrerseits einen Migrationshintergrund haben. Inwiefern diese Literatur nur auf dem Umweg über die Biografie der VerfasserInnen („Migrantenliteratur“) oder auch unabhängig davon durch bestimmte Textmerkmale („Poetik der Migration“) definiert werden kann, ist strittig. Unbestritten ist, dass im Zeitalter der Globalisierung und weltweiter Wanderbewegungen, die auch die AutorInnen literarischer Texte betreffen, die Literatur der Migration (frz. littérature migrante, engl. migrant literature) eine zunehmende Bedeutung erhält.
Die Vorlesung möchte anhand einiger prominenter Beispiele in die Migrationsliteratur einführen. Welche besonderen Schreibweisen lassen sich beobachten? Mit Hilfe welcher Topoi und Stereotype werden Räume, Personen, kulturelle Eigentümlichkeiten usw. semantisiert, um Heimat und Fremde zu unterscheiden? Inwiefern wird das Perspektivenspiel der Texte kulturell markiert? Inwiefern werden Konstruktionen kultureller Differenz als solche kenntlich gemacht? Welche Rolle spielt offene oder verdeckte Mehrsprachigkeit?
Zur Diskussion stehen Texte von NoViolet Bulawayo, David Dabydeen, Assia Djebar, Tahar Ben Jelloun, Hanif Kureishi, Andreï Makine, Emine Sevgi Özdamar, Zadie Smith, Yoko Tawada u.a.
Sommer, Roy: Fictions of Migration. Ein Beitrag zur Theorie und Gattungstypologie des zeitgenössischen interkulturellen Romans in Großbritannien, Trier 2001; Dumontet, Danielle/ Zipfel, Frank (Hg.), Écriture Migrante/ Migrant Writing, Hildesheim 2008; Schmitz, Helmut (Hg.), Von der nationalen zur internationalen Literatur. Transkulturelle deutschsprachige Literatur und Kultur im Zeitalter globaler Migration, Amsterdam 2009; Vlasta, Sandra: Contemporary Migration Literatur in German and English. A Comparative Study, Leiden, Boston 2016.